Tad Williams

OTHERLAND 1 - Stadt der goldenen Schatten

Roman. Klett Cotta, Stuttgart. 921 Seiten. 28.00 EUR . ISBN: 3-608-93421-9

Furioser Auftakt zum Otherland-Zyklus
Tad  Williams: OTHERLAND 1 - Stadt der goldenen Schatten

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Tad Williams, der bisher vor allem durch seine Fantasy-Romane auffiel, legt mit Otherland seinen ersten Abstecher in den Bereich der Science Fiction vor. "Otherland", mit großem Werbeaufwand in den Markt gedrückt, dürfte jedoch vor allem Tad-Williams-Fans ansprechen.

Handlung

50 Jahre in der Zukunft schaut die Welt auch nicht viel anders aus als heute, sieht man einmal davon ab, das ein Teil der Menschheit einen großen Teil seiner Zeit in virtuellen Welten verbringt. Ein großer Teil der Menschheit? Nein, nur die, die es sich leisten können, natürlich. Wie gesagt, viel hat sich nicht geändert. Nicht jeder Bereich des weltumspannenden Datennetzes steht jedem Benutzer offen, nur wer das virtuelle Äquivalent eines teuren Anzugs trägt und die Online-Gebühren bezahlen kann, wird überhaupt erst in die besseren Gegenden eingelassen.

Renie Sulaweyo ist nicht so privilegiert, obwohl sie an einer südafrikanischen Hochschule den Umgang mit der virtuellen Realität lehrt. Als ihr kleiner Bruder während eines Ausflugs in für ihn eigentlich gesperrte Bereiche der Datenwelt aus unerklärlichen Gründen ins Koma fällt, bleibt ihr nichts anderes übrig, als auf unkonventionelle Hilfsmittel zurückzugreifen, um nach einer Rettung für ihn zu suchen. Ihr Schüler, der Buschmann !Xabbu, einer der letzten Vertreter der Ureinwohner Südafrikas, hilft ihr dabei. Bei ihrer Suche haben sie die Vision einer fabelhaften goldenen Stadt, die für kurze Zeit in der virtuellen Realität erscheint. Diese Vision erscheint nicht nur ihnen, sondern auch anderen Menschen, die ebenfalls versuchen, das Rätsel der goldenen Stadt zu lösen.

Unterdessen teilen immer mehr Kinder das Schicksal von Renies Bruder. Womit wir bei der Weltverschwörung wären, dem Zentralen Bösewicht und Kern der Handlung. Eben diese Verschwörung, die sich die "Bruderschaft des Grals" nennt, und aus den mächtigsten Männern der Welt gebildet wird, benötigt die Kinder für Otherland, ein von ihnen erschaffenes gigantisches Simulationsnetzwerk. Otherlands virtuelle Welten wirken dermaßen realistisch, daß Benutzer sie praktisch nicht mehr von der Wirklichkeit unterscheiden können. Die Ziele der Verschwörung werden nicht explizit benannt, aber der Leser kann es sich leicht zusammenreimen: uneingeschränkte Macht und Unsterblichkeit, das Übliche eben. Den Weltuntergang planen sie ebenfalls.

Fazit

Bleibt Williams zu Beginn noch recht konservativ und plausibel, was die technischen Möglichkeiten seiner Zukunftswelt angeht, begibt er sich mit fortschreitender Seitenzahl zunehmend auf das Gebiet der Fantasy. Eine böse, außerweltliche Kraft steckt im Kern der Bruderschaft, und von den verschiedenen virtuellen Welten, durch die seine Charaktere stolpern, wirkt eine phantastischer als die andere.

Hier ist der Autor in seinem Element, und das Buch wird an diesen Stellen auch deutlich spannender als beispielsweise in den ersten paar hundert Seiten, in denen Renie dem Buschman !Xabbu, und damit gleichzeitig dem Leser, ein paar Lektionen darüber erteilt, wie Tad Williams' Vorstellungen von Virtueller Realität funktionieren.

Hier erzählt uns der Autor wenig Neues über ein Thema, das in der SF ja schon des öfteren behandelt wurde. Zwar zeigt er später, daß er durchaus einige nette Einfälle hat, aber die Vorbereitungsphase gerät deutlich langweiliger als nötig.

Die Charaktere sind Williams Stärke, sie haben sehr menschliche Schwächen und Bedürfnisse, und gerade der Kontrast zwischen dem spirituellem, naturverbundenem !Xabbu und Renie, die ganz praxisnah versucht, einfach nur ihre Familie durchzubringen, zeigt dies deutlich. Leider sind die Protagonisten auf mindestens vier getrennte Handlungsstränge verteilt, die alle um die Aufmerksamkeit des Lesers kämpfen.

Otherland: Stadt der goldenen Schatten ist der erste Teil einer Tetralogie. Da mag es kaum überraschen, daß am Ende des ersten Bandes ein ganzes Knäuel von unaufgelösten Handlungsfäden übrig bleibt. Überraschen könnte es aber, das auch sonst kaum etwas passiert ist. Nicht, daß Williams seine 912 Seiten nicht gefüllt hätte, aber während die diversen Protagonisten versuchen, zum Kern der Verschwörung vorzudringen, bleiben sie leider meist Spielball des Geschehens. Nur selten bietet sich ihnen eine neue Einsicht oder gar die Möglichkeit zu handeln. Immerhin, am Ende des Buches kommen sie alle zusammen, und stellen fest, daß sie gemeinsame Ziele haben. Aber das war's dann auch schon, die Kernhandlung ist kaum ein Stück weiter vorangetrieben worden, und der Leser fragt sich, worauf das wohl alles hinauslaufen wird.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann man Otherland: Die Stadt der goldenen Schatten wohl nur Tad Williams-Fans empfehlen. Zwar spricht Otherland durch seine vielen verschiedenen Charaktere theoretisch eine breite Leserschicht an - hier findet jeder jemanden, mit dem er/sie sich identifizieren kann - aber der erste Band für sich genommen bietet kein besonders befriedigendes Leseerlebnis, und auch der hohe Preis (etwa 200,-DM für alle vier Bände) dürfte manche abschrecken.

Stuttgart, Klett-Cotta, 1998, ISBN 3-608-93421-9

Michael Matzer & Arne Gabriel (c)1998ff






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