Ian Watson

Die Räume des Paradieses

SF. Heyne, München. 269 Seiten. ISBN: 3-453-01004-3

Sarkastische Ironie und andere Spezialeffekte
Ian  Watson: Die Räume des Paradieses

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Sarkastische Ironie und andere Spezialeffekte

Der Brite Watson ist wohl der phantasievollste und skurrilste Autor unter vielen ähnlichen Autoren, wie sie die englische Science Fiction hervorbringt. Watson gleiche H.G. Wells in seinem Erfindungsgeist und in seiner Ungeduld, schrieb die Literaturbeilage der angesehenen "Times". Bei ihm weiß man nicht so recht, ob das noch New Wave oder schon New Age ist, aber er besitzt eine gehörige Portion Humor. Der Band enthält 16 Stories.

Stories

Sehr amüsant ist die Jack-London-Hommage "Der Ruf der Wildnis: Die Version des Hundeflohs", die mit mit ihrer an "Wolfsblut" erinnernden Blutrünstigkeit bezaubert. Ein feines gegenbeispiel zu den üblichen Science Fiction-Con-Bericht ist die in Edgar Pangborns Post-Holocaust-Welt angesiedelter Story "Die Wold Science Fiction Convention von 2080". Mit sanfter Ironie beschreibt Watson ein Zeitalter, in dem Science Fiction aller Schattierungen endlich zu dem geworden ist, was sie in einem Hitech-Zeitalter nicht sein kann: reine Mythologie.

Das beliebte Thema Wirklichkeit, Traum und Tod behandelt Watson recht eingehend mit den Erzählungen "Die Räume des Paradieses", "Einsicht" und "Flamme und Heiler". Durch Räume statt durch tage bewegt sich in der Titelgeschichte der mittels Kernspintomografie wiedergeborene Fitzgerald, bis ihm klar wird, daß möglicherweise das als Realität Erlebte ein Traum und die Träume Realität sind. (Das klappt auch so lange, bis er aufs Klo muss.)

"Einsicht", vorgeblich eine Zeitreise-Geschichte, könnte man als Traum vom Sterben auffassen, der dem Zeitreisenden die Entscheidung abverlangt, in absolute Finsternis hinauszutreten. "Flamme und Heiler" behandelt das Uraltthema gemeinschaftliche Träume und vermittelt eine Vorstellung von Hölle und Paradies, eventuell inklusive Fegefeuer.

Dem klassischen Thema der Begegnung mit Aliens widmen sich die Erzählungen "Alptraum", "Die Knospe", "Die Milch des Wissens", Frieden" und "Die künstlerische Note". Meist geht es darin um elementare Mißverständnisse, teils mit gutem, teils mit bösem Ausgang, und einmal machen wir Menschen das Beste draus, wenn die Welt schon untergeht. "Die tausend Schnitte" dagegen versteht die Welt als aufzeichnung, in der die Spielfiguren dem Regisseur einmal klarmachen, was sie davon halten. Das böse Ende (auch des Buches) bleibt leider ungeschnitten.

Die Titelstory des Originals "Sunstroke" ("Sonnenstich") ist ziemlich schwach dagegen. Es geht um den Zusammenhang von Sonnenlicht und Schizophrenie, wissenschaftlich nicht so abwegig wie es klingt. Auch "Ein Brief von Gott" ist ein wenig unterdurchschnittlich. Ein ziemlich überflüssiger Gott offenbart sich durch Riesensäulen. Als Sprachübung à la Charles Dickens darf "In den Pumpenraum mit Jane" verstanden werden, wobei es um die Imaginationen einer prophetisch begabten Geisteskranken geht.

Die Vereinigung von Hardcore und Mystik probiert der Autor mit der Story "jean Sandwich, der Gönner und ich": gezielte Virusinfektionen zur Züchtung des Homo Superior machen eine Journalistin zur Walküre und einen Millionär zum Elf, wobei die geheimen Wünsche der Versuchspersonen zu Tage treten. Im Zeitalter von AIDS ein eher schlechter Scherz.

Am besten gefallen hat die Story "Heimkehr". Indem die Amerikaner die Neutronenbombe entwickelten, hatten sie die kapitalistische Waffe schlechthin: Vernichtung des Lebens, Erhalt der Sachwerte. Das ließ die Sowjets (die gab's damals noch) nicht ruhen, eine typisch kommunistische Bombe zu bauen, mit der den leuten alles genommen werden kann, was sie besitzen, nur nicht das Leben. Wie sähe es also nach einem neutronenkrieg aus? Hier 200 Mio. splitternackter Amerikaner, dort eine leere, völlig intakte UdSSR. Und die Folgen? Um das glauben zu können, muss man "Heimkehr" gelesen haben: Die Amerikaner kehren in das Land ihrer Väter zurück (was zumindest auf die Indianer zutrift). Ein schönes Beispiel sarkastischer Ironie.

Fazit

"Die Räume des Paradieses" ist ein schönes lesebuch mit unverkennbar religiösem Anflug für Romantiker mit gehobenen Ansprüchen.

Michael Matzer / michael@matzer.de © 2000ff

Info: Sunstroke and other stories, 1982; Heyne 1988, Nr. 06/4475, München; 269 Seiten, aus dem Englischen übertragen von Walter Brumm






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