Ljudmila Ulitzkaja
Reise in den siebenten Himmel
Roman. Verl. Volk & Welt, 48.00 DM . ISBN: 3442728282
Feinfühliges Porträt eines Intellektuellen und seiner Familie zwischen ideologischen Zwängen, ungestümem Forscherdrang und tief verwurzelten religiösen Gefühlen
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Schon in dem Erzählungsband „Olgas Haus“ hatte die bekannte russische Autorin in einigen Geschichten das wechselhafte Schicksal von Intellektuellen geschildert. Auch in dem vorliegenden Roman steht ein solches Gelehrtenporträt im Mittelpunkt der Handlung. Pawel Kukotzki, dessen Vorfahren schon Ärzte waren, macht Karriere in einer für aufrechte Wissenschaftler schwierigen Zeit. Angesichts des Elends von vielen alleinerziehenden Müttern und der massenhaften Opfer von heimlichen Schwangerschaftsabbrüchen wagt er es, gegen das stalinsche Abtreibungsverbot aufzubegehren. Wie durch ein Wunder übersteht er diese Zeit des Terrors, ohne verhaftet und deportiert zu werden. Im Gegenteil, er wird in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen und erlebt nach Stalins Tod die Verwirklichung seiner Vorstellungen. Doch privat ist sein Leben gescheitert, hat er seine Frau, der er einst durch die Entfernung der Gebärmutter das Leben rettete, mit der Bemerkung, sie könne seine Position in der Frage der Abtreibungen nicht verstehen, weil sie keine richtige Frau mehr sei, längst verloren. So richtet er seine ganze Hoffnung auf die Tochter Tanja, die einmal in seine wissenschaftlichen Fußstapfen treten soll. – Ein vielschichtiges und feinfühlig mit gutem Gespür für die Psyche der Figuren geschriebenes Porträt eines Intellektuellen und seiner Familie zwischen ideologischen Zwängen, ungestümem Forscherdrang und tief verwurzelten religiösen Gefühlen.
Dietmar Adam
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