Michael Swanwick

In Zeiten der Flut

SF. Heyne, München. ISBN: 3-453--

Michael  Swanwick: In Zeiten der Flut

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Lang lebe die Aktentasche

Was wäre ein Bürokrat ohne seine Aktentasche? Nur ein halber Mensch! Der spezielle Bürokrat in Swanwicks preisgekröntem Roman "In Zeiten der Flut" kann sich auf dem hinterwäldlerischen Planeten Miranda fast nur mit Hilfe seiner Aktentasche durchschlagen - sie steuert Flugzeuge und Menschen, produziert Gegenstand auf Gegenstand und folgt ihrem Herrn selbst dann noch, wenn sie entführt oder geblendet wurde. Kein Wunder, daß so viel Treue und Aufopferung angesichts des Weltuntergangs belohnt werden muß: Sie darf sich in die Fluten des Ozeans stürzen und ihre eigene Spezies züchten.

Der Bürokrat - er heißt im ganzen Buch so, während alle anderen einen Namen haben - hat die Hilfe seiner Aktentasche bitter nötig, muß er doch den schwierigen Auftrag bewältigen, auf Miranda die Gesetze zur Nichtweiterverbreitung verbotener Technologie einzuhalten. Er ist zwar kein Sheriff, wohl aber ein Detektiv. Leider stellt sich die ihm von Mirandas Regierung an die Seite gestellte Assistentin Chu am Schluß als Verräterin heraus, so daß er länger als gedacht benötigt, um Erfolg zu haben. Gesucht wird der vielgestaltige "Zauberer" Gregorian, der sich verbotener Technik bedient. Der Verfolgte ist beileibe nicht untätig, sondern schreckt den Bürokraten mit allerlei Faxen ab. Beispielsweise schickt er ihm einen Arm, den er der einheimischen Geliebten des Bürokraten abgenommen hat. Undine, die ihn in die Liebeskunst einführt und möglicherweise der Urbevölkerung von Miranda entstammt, wird für tot gehalten - was den Bürokraten sehr wütend macht.

Bei seinen Recherchen auf Miranda wie auch auf den technisch hochentwickelten Orbitalwelten bewegt sich der Bürokrat zwischen mittelalterlichen und hochmodernen Gesellschafts- und Denkstrukturen hin und her. Auf Miranda sind allerlei Kuriositäten zu besichtigen, auf den Orbitalwelten jedoch kommt er dem Verräter Korda auf die Spur. Korda ist sein Chef, der ihn selbst nach Miranda schickte. Er stellt sich als Vater Gregorians heraus. Und er ist verrückt nach den Ureinwohnern Mirandas, den Druls. War Gregorian zuvor der Übeltäter, so erscheint er nun als Kordas Opfer. In einer letzten Konfrontation zwischen Gregorian und dem Bürokraten wird dies alles enthüllt, kurz bevor die Welt untergeht.

Warum geht die Welt unter? Nun, sie teilt das Schicksal, dem unsere Welt entgegensieht: Sobald alle Gletscher an den Polen auf einmal abschmelzen, steigt der Ozean mit einer riesigen Flutwelle an, die fast alles Land verschlingen wird. Auf dieses rhythmisch einsetzende Ereignis hat sich die einheimische Fauna so eingestellt, daß sie jeweils eine zweite, im Wasser überlebende Form ihrer Spezies ausgebildet hat. Dies ist dem Menschen leider nicht gelungen. Deshalb hängt vom Anfang des Buches bis zum letzten Kapitel ein Damoklesschwert über allen Ereignissen. Die Atmosphäre hat etwas Traumartiges an sich. Und dies paßt ausgezeichnet zu den Namen: Miranda, Caliban, Ariel (die zwei Monde) und Prospero stammen alle aus Shakespeares "Mittsommernachstraum", wie jeder weiß. Es treten auf: die sirenenhafte Undine, diverse Hexen und Sybyla, eine Seherin.

Im Gegensatz dazu stehen die Namen der Außenweltler. Ihre Welt besteht vor allem aus Schein und Virtualität, sowohl was Personen (Surrogate) als auch Räume (Palast der Rätsel) angeht. Insofern stellt der Autor die Welt von Magie - einer Pseudo-Wissenschaft, wenn man so will - der der überzüchteten wahren Wissenschaft gegenüber.

Die Frage, welche Welt besser ist, wird ebenfalls beantwortet - es ist diejenige Welt, die Wandlung und Wachstum ermöglicht, und das ist nicht die Welt von Technik und Bürokratie, sondern die der Magie. Der Beleg dafür: Am Schluß zieht sich der Bürokrat nackt aus und springt ins Meer, sich im gleichen Augenblick verwandelnd. Er kehrt zurück, woher alles Leben stammt. Vielleicht sucht er seine Undine. Zumindest aber eine persönliche Zukunft.

"Zeiten der Flut" wurde 1991 mit dem Nebula Award ausgezeichnet und erreichte bei der HUGO-Verleihung 1992 den 6. Platz.

Michael Matzer / michael@matzer.de © 1998ff

Info: Stations of the Tide, 1991; Nr. 06/5890, 301 Seiten, aus dem US-Englischen von Norbert Stöbe






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