Dieses Buch Freunden weiterempfehlen.
Dieses Buch kaufen bei Amazon.de
Buy Rüdiger Schaper: Moissi at Amazon.com (USA)
Weitere Buchbesprechungen bei Amazon.de.
Zu Beginn ein Geständnis:
Nachdem ich die Versandtasche geöffnet hatte und das Buch mit diesem
faszinierenden Kerl mit dem seltsamen Blick auf dem Umschlag herausnahm,
wusste ich mit dem Namen gar nichts anzufangen: Moissi. Eine Schauspielerlegende,
dachte ich, von der ich noch nie gehört hatte?
Vielleicht keine schlechte Voraussetzung, eine Biografie über jemanden
zu lesen, den man gerade erst kennen lernt. Mit jeder Seite eine wenig mehr.
Ich falle förmlich in die Geschichte Moissis. Denn Rüdiger Schapers
Buch ist weit mehr, als eine herkömmliche Biografie, stelle ich bald
fest. Vielmehr liest sie sich wie ein Roman. Ein ausgezeichneter noch dazu.
Was, neben Schapers fesselndem Schreibstil, natürlich daran liegt,
dass die Lebensgeschichte von Alexander Moissi unheimlich viel hergibt.
Moissi wird am
2. April 1879 als 10. Kind eines albanischen Reeders und einer Arzttochter
aus Florenz in Triest geboren. Mit 15 wird er von seiner Mutter zu einem
entfernt verwandten Pfarrer nach Graz (Österreich) geschickt, da sie
an seiner jahrelangen schulischen Misere verzweifelt. Einige Jahre später,
nach dem Hinauswurf aus dem Konservatorium, entdeckt Moissi seine Leidenschaft
fürs Theater. Ein Bekannter aus dem Konservatorium vermittelt ihm eine
Stelle als Burgtheater-Statist. Moissi will natürlich mehr: Mit seiner
südländisch singenden, stark akzentuierten Aussprache bewirbt
er sich am Burgtheater um die Schauspielausbildung. Am 1. Dezember 1899
rezitiert er vor dem Regiekollegium. Die Reaktion der Burgtheater-Herren
fällt eindeutig aus: Zum Schauspieler nicht geeignet. Noch härter,
vernichtend klingt das Urteil nach einer anderen Überlieferung aus
dieser dunklen Zeit: Zum Schauspieler nicht befähigt. Moissi, der zu
dieser Zeit schon an einem Schatten auf der Lunge leidet, ist
übrigens sein ganzes Leben, diese unglaubliche Karriere lang, nie Mitglied
des Wiener Burgtheaters.
Erstes Aufsehen
erregt der Schauspieler an einem Provinztheater- nämlich
am Deutschen Theater in Prag: Dieser Moissi fällt auf, mit seiner eigenartigen
Aussprache, seinem Temperament und Instinkt. Man findet ihn outriert,
dann wieder eindringlich, wundert sich über das nasale
Timbre seines Organs.
Dass sich für
Moissi der große Erfolg noch einstellen soll, kann man allerdings
immer weniger glauben. Denn auch sein nächstes Gastspiel, bei der Deutschen
Volksbühne in Berlin, wird von den Kritikern nicht wirklich mit Lob
überschüttet, schon eher mit dem Gegenteil: Ein Schauspieler,
der so gar nichts kann, von so unangenehmer, nichtiger Erscheinung, der
keinen Ton in der Kehle hat, nicht deutsch spricht, wie eine Marionette
mit Kopf, Armen und Beinen um sich schlenkert, in einer Liebhaberrolle
das ist noch nicht gesehen worden. Hämischer geht es gar nicht mehr.
Doch der Schauspieler
macht auf sich aufmerksam und Maximilian Harden, der Herausgeber der politischen
Wochenschrift Die Zukunft empfiehlt ihn Max Reinhardt. Das ist
gleichsam der Startschuss für jene Karriere, die Moissi (neben Caruso,
Valentino und Nijinski) bald in den Status eines Popstars erhebt. Seine
Tourneen führen ihn nach New York, Moskau, Paris und Rio. Seine Glanzrollen
sind der Hamlet, der Oswald in Ibsens Gespenstern
und Fedja in Tolstois Lebendem Leichnam.
Rüdiger Schapers
Biografie lässt keinen Lebensabschnitt Moissis im Dunkeln, so schildert
sie u. a. auch, wie der Italiener bzw. Österreicher, der zu diesem
Zeitpunkt so gerne Deutscher wäre für Deutschland in den (1. Welt-)
Krieg zieht. Ein weiteres Kapitel befasst sich mit Moissi als Dramatiker.
Eines mit den seltenen Auftritten im Film.
Der 22. März
1935. Moissi bittet um Schreibzeug. Er schafft es, sich im Bett aufzurichten.
Er schreibt. Drei Worte, unleserlich, die Feder sinkt auf die Decke. Liebe
oder Lieber, könnte der Anfang lauten, der Anfang eines Briefs, dann
flieht die Handschrift auf dem Papier. [...]
Moissi ist tot.
Am Abend des 22. März, um sieben Uhr und zehn Minuten, ist er gestorben.
Die Zeitungen in Wien, Berlin, in Rom und Mailand bringen die Nachricht
auf der ersten Seite.
Rüdiger Schaper macht eine Figur wieder lebendig, die gerade ein paar Jahre zu früh gelebt hat bzw. zu früh gestorben ist, um durch Film- und Tonaufnahmen unsterblich zu sein. Was würde ich nach Lektüre dieses Buches darum geben, Moissi ein einziges Mal als Hamlet zu sehen.
Bücher neu und gebraucht bei amazon.de |
|
|
Bücher gebraucht oder neu bei booklooker.de |
Ihr Kauf bei unseren Shop-Partnern sichert das Bestehen dieses Angebotes.
Danke.
Weitere Rezensionen in der Kategorie: Biographie
Buy Rüdiger Schaper: Moissi at Amazon.com (USA)
carpe librum ist ein Projekt von carpe.com und © by Sabine und Oliver Gassner, 1998ff.
Das © der Texte liegt bei den Rezensenten. - Wir vermitteln Texte in ihrem Auftrag. - librum @ carpe.com
Impressum -- Internet-Programmierung: Martin Hönninger, Karlsruhe -- 19.06.2012