Joanna Russ
Eine Weile entfernt
SF. Argument, Hamburg. 192 Seiten. ISBN: 3886199592
Vier Frauen, vier Welten, vier Alternativen
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Die Nebula-Preisträgerin Joanna Russ gilt als eine führenden Science Fiction Autorinnen; ihre Romane haben ihr internationalen Erfolg gebracht. Sie gilt neben der SF-Herausgeberin Judith Merril als eine der ersten und wichtigsten Kämpferinnen für die Gleichberechtigung der Frau in der Science Fiction.
Nach "Picnic on Paradise" (1968, dt. als "Alyx" bei Knaur erschienen) erschien mit "The Female Man" 1975 ihr zweiter wichtiger Roman: eine Utopie der Frauen. Fortan galt sie als führende Feministin des Genres. Die Keimzelle von "Planet der Frauen" bzw. "Eine Weile entfernt", die Novelle "When it changed", wurde 1972 mit dem Nebula Award ausgezeichnet.
Handlung
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Die Handlung dieses mit ungewöhnlichen Mitteln erzählten Romans dreht sich um vier Frauen, deren Name jeweils mit einem J beginnt, die aber in verschiedenen Zeiten leben.
Jeannine Dadier, unverheiratet, stammt aus einer alternativen Zeitspur, in der der 2. Weltkrieg nicht stattfand, was die USA allerdings niemals herausfanden. Jael ist eine erfolgreiche, dynamische Frau aus einem in naher Zukunft stattfindenden Geschlechterkrieg.
Janet Evason (der Name ist ein Widerspruch) kommt aus Whileaway, einer Parallelerde oder einer Erde der Zukunft, auf der die Männer seit Jahrhunderten ausgestorben sind. Auf diesem Planeten gibt es allerdings nur Frauen, weil eine heimtückische Seuche alle männlichen Bewohner dahingerafft hat. Dennoch gelingt es der Menschheit zu überleben, weil sie die Nachwuchsfrage geregelt hat: durch künstliche Zeugung.
Und Joanna lebt in einer Welt, die, wenn sie nicht die unsere ist, ihr doch recht nahe kommt. - Daneben existieren mehrere Phantom-J.s, die Beobachterpositionen einnehmen und das Verhalten der übrigen Hauptfiguren kommentieren.
Der Handlungsverlauf ist keineswegs einfach, sondern reichlich komplex. Die Bewohner von Whileaway stellen durch Janet Evason einen Kontakt mit Jeannines und Joannas Welt her. Janet findet sich in dieser für sie fremden Welt wieder und beginnt neugierig mit der Erforschung der ihr höchst seltsam erscheinenden Umgebung…
Die dynamische Jael beobachtet unterdessen die drei anderen, da sie die Alternativwelten bereist, um Rekrutinnen für den Krieg der Geschlechter anzuwerben.
Fazit
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Wie bereits in ihren anderen feministischen Romanen stellt Joanna Russ Überlegungen über die Situation der Frau an. Das utopische Modell dient ihr ausschließlich zur Kritik an aktuellen Zuständen, wie sie Mitte/Ende der siebziger Jahre herrschten. Der Roman bietet keine einfache, wohl aber eine nachdenklich machende Lektüre. Den Thesen der Autorin sollte man sich jedenfalls stellen. Aber vielleicht ist der Feminismus und seine Ziele schon wieder out?
Der Roman wurde von der zeitgenössischen Kritik als ein Werk voll spielerischer Phantasie und frappierender Einfälle gerühmt. Fritz Leiber, einer der großen Autoren der SF-Szene, meinte über dieses Buch: „Der sensationellste und paradoxerweise wahrste Roman über den Krieg der Geschlechter seit Philip Wylies ‚The Disappearance’ (dt. „Das große Verschwinden“).“
Michael Matzer © 1999/2006ff
Info: The female man, 1975; Argument Verlag, Hamburg 2000; 192 Seiten, dt. von Werner Fuchs, ISBN 3886199592
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