Terry Pratchett; Neil Gaiman
Ein gutes Omen
SF. Heyne, München. ISBN: 3-453-12677-7
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Die Apokalypse: nächsten Samstag
Von Pratchett sind am besten seine Scheibenwelt-Romane bekannt. Neil Gaiman kennt man hierzulande entweder aufgrund seiner Comic Books oder wegen seines London-Underground-Romans "Niemalsland" (Heyne, 1998).
Handlung
Der Tag des Jüngsten Gerichts ist nah. Genauer gesagt, am nächsten Samstag, nach dem Fünfuhrtee! Das besagen zumindest die "Exakten und zutreffenden Prophezeiungen der Agnes Spinner, Hexe", die im Jahre 1667 verbrannt werden sollte und statt dessen ihr ganzes Dorf in die Luft jagte. Und ihre Vorhersagen treffen immer ein. Man muß sie nur zu interpretieren wissen. Was das Problem ist; nicht wegen der irreführenden altertümlichen Schreibweise, sondern auch weil sich die streitbare Agnes schlecht über Flugzeuge und Raumschiffe ausdrücken konnte.
Wenigstens haben zwei der Hauptfiguren noch nichts von Agnes gehört. Deshalb sind sie wohl für den Weltuntergang verantwortlich. Crowley, Diener der Dämonen der Hölle, macht Bekanntschaft mit seinem jahrtausendealten Gegenspieler Aziraphel, der als Engel mit dem Flammenschwert einen Star-Auftritt in der Genesis hatte. Die beiden bilden ein hervorragendes Team.
Und dann gibt es noch den Sohn Satans, der leider durch eine bedauerliche Verwechslung in einer ganz normalen südenglischen Dörflerfamilie aufwuchs und auf den Namen Adam Young hört. Oder nicht hört, denn elf Jahre ist ein rebellisches Alter. Immerhin führt er schon eine kleine Bande von (Möchtegern-) Rebellen an, zu der auch ein Mädchen gehört. Sie haben ihr Gegenstück in den vier Reitern der Apokalypse, die sich bereits auf den Weg zu Adam machen, um von ihm das Kommando zum Weltuntergang zu erhalten. Die Apokalypse findet in Lower Tadfield statt, im idyllischen Oxfordshire.
Nun, es müssen nicht immer Dämonen und Engel sowie Satansbraten sein, nicht wahr? Warum nicht auch ganz normale Hexenjäger? So wie Newton Pulsifer (sein Uropa wollte Agnes Nutter erledigen) und sein Boss, der schottische Witchfinder General Shadwell. Leider sind auch Hexenjäger nicht mehr das, was sie einmal waren. Nichts ist von ihrem Ansehen übriggeblieben, und am Schluß können sie froh sein, wenn sie die vermeintlichen Hexen heiraten können. Newton verliebt sich in die Urenkelin von Agnes, und Shadwell fühlt sich bald in der Gesellschaft einer Kartenlegerin und Geisterbeschwörerin, Madame Tracy (nicht ihr richtiger Name), sehr komfortabel.
Nun ja, viele Dinge können bei einem so großen Projekt wie dem Weltuntergang schiefgehen, und Pratchett und Gaiman sorgen dafür, daß so ziemlich alles schiefgeht. Zur Freude des Lesers.
Fazit
Dem Autorenduo gelingt es, die makabren Seiten der Apokalypse ebenso herauszustellen wie die witzigen und abstrusen Seiten dieses komplexen Projekts. Natürlich ziehen sie diejenigen durch tiefsten Kakao, die fest an die entsprechenden Bibelstellen glauben, insbesondere an die Offenbarung des Johannes von Patmos. Skurrile Gestalten werden so furchteinflößenden Menschen - siehe oben - wie dem Oberdämon Hastur gegenübergestellt. Irgendwie scheint es, daß (auch hier) die Bösen immer die besten Szenen und Sätze abbekommen.
Aber es ist nicht alles Schabernack, den sich die Autoren leisten. Wie schon in den Scheibenweltromanen verbirgt sich hinter dem offensichtlichen Wahnsinn der Dinge ein tiefer Sinn. Dies wird am deutlichsten, als der Sohn Satans entscheiden soll, ob die Apokalypse nun stattfinden soll, oder nicht. Da werden ein paar sehr kluge Sätze gesagt.
Leider kommt der Sprachwitz ebenso wenig in der deutschen Übersetzung herüber wie der schottische Dialekt des Hexenjägers Shadwell oder wie Adam Youngs eigenes südenglisches Idiom. Dadurch verliert das Buch viel an Lokalkolorit, an Authentizität. Daher meine Empfehlung: lesen Sie dieses Buch unbedingt im Original!
Michael Matzer / michael@matzer.de © 1999ff
Info: Good Omens, 1990; Nr. 06/5894; aus dem US-Englischen übertragen von Andreas Brandhorst
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