x Nescio

Kleine Titanen

Kurzprosa. Ammann Verlag, 212 Seiten. ISBN: 3-250-10210-5

x  Nescio: Kleine Titanen

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Die sechs Erzählungen des Bandes "Kleine Titanen" sind literarische Miniaturen von Außenseitern. Im Mittelpunkt aller Geschichten steht eine Gruppe von Künstlern, eben jene kleinen Titanen, die in einer Welt des Fortschritts und des Nutzendenkens ziel- und sinnlos vor sich hinleben: "Was wir eigentlich tun wollten, war uns nie klar. Irgend etwas wollten wir tun" heißt es in der Titelerzählung "Kleine Titanen". Diese Künstler, die nichts anderes tun als reden, rauchen, trinken und Bücher lesen verachten den Reichtum und versuchen, ihre Träume von einem autonomen Leben zu verwirklichen, indem sie der Welt eine eigenartige Verachtung entgegenbringen: "Wir standen über der Welt, und die Welt über uns und sie lastete schwer auf uns. Weit unten sahen wir die Welt voll Geschäftigkeit und verachteten die gewichtigen Herren, die immer etwas zu tun haben und denken, daß sie es in der Welt hübsch weit gebracht haben". Die revolutionäre Idee dieser Künstler besteht darin, daß sie eben nichts erreichen wollen und das Ziel ihres Lebens ihre eigene Ziellosigkeit ist. Sie leben in den Tag hinein, es geschieht nichts Bewegendes. Die Erzählungen leben daher auch nicht von spektakulären Ereignissen, sondern von Atmosphäre, Philosophie, Beobachtungen. Sie sind voller leiser Bewunderung für diese Menschen, wie etwa für Japi, einen Schnorrer, dem es gelingt, sich beim Maler Bavink einzunisten: Japi wird folgendermaßen beschrieben: "So ein Kerl, der damit zufrieden war, daß er lebte und der es töricht fand, daß die Menschen sich soviel Mühe gaben, und lauthals über sie lachte und der ewig mit einem seligen Lächeln dasaß und sich im stillen über Wasser, Luft, Wolken und Feld freute und sich durch und durch naß regnen ließ". Nescio beschreibt die Versuche der Künstler, ihr eigenes Leben zu verwirklichen mit einem Wissen um die Sinnlosigkeit dieses Vorhabens. Der Kampf des Individuums gegen die Welt scheitert, rückblickend vermerkt der Erzähler, daß sie nie wieder so waren wie damals. Einer von ihnen wurde verrückt, der andere wurde Politiker, der Rest in alle Winde zerstreut. Nescio selbst verwirklichte Bescheidenheit und Lebenskunst - die einzigen Ideale, die er in diesen Erzählungen gelten läßt, selbst in seinem Leben. Sein Pseudonym "Nescio" was übersetzt "Ich weiß nicht" heißt, war durchaus Programm, denn Zeit seines Lebens verabscheutete er Publizität und Wichtigtuerei. Nescio heißt mit richtigem Namen J.H.F.Grönloh. Er gehörte genau wie die Helden seiner zu einem kleinen Kreis idealistisch-gesinnter Schriftsteller. Nescio, der von 1882 bis 1961 lebte, gründete 1901 zusammen mit anderen eine sozialistische Kooperative, eine Art Genossenschaft mit gemeinschaftlichem Grundbesitz und Ackerbau. Eine Entdeckung seiner Bücher lohnt für allem für jene Leser und Leserinnen, denen sensiblen Beschreibungen kleiner Fluchten aus dem Alltag gefallen. Nescio beschreibt nicht nur, wie Lebenskonzepte scheitern, er beschreibt auch, wie es Menschen gelingt, dem Leben kleine Moment abzutrotzen, in dem sie sich über den Alltag erheben können.

Christoph Steven






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