Christoph Meckel
Schlammfang
Kurzprosa. Eremiten-Presse, ISBN: 3-87365-279-X
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ISBN: 3-87365-279-X
Charakteristisch für den Berliner Grafiker und Autor Christoph Meckel ist eine Form lyrischer Prosa, die mit einer Mischung aus phantastischen und realistischen Elementen arbeitet. Viele seiner Erzählungen sind von überaus ausgekochter Hintergründigkeit, Dinge wurden ins Groteske verzerrt, kauzige Einfälle sorgten für Humor. 1991 veröffentlichte Meckel das erste Buch einer Trilogie über die von einer Atomkatastrophe heimgesuchte Außenseiter-Stadt Babylon City. Seine Erzählung Schlammfang ist in einer ähnlichen Umgebung angesiedelt. Der Begriff "Schlammfang" stammt aus dem Bereich der Unratensorgung – Kläranlagen benutzen Schlammfang, um bestimmten Schlick oder Erdreich abzusondern und auszuscheiden. Die Erzählung "Schlammfang" beginnt damit, daß ein namenloser Mann in einer geräumten russischen Garnison als Hausmeister angestellt wird. "Was er zu tun hatte, war ihm nicht klar. Informationen wurden ihm nicht gegeben, von Vorschriften oder Bedingungen war nicht die Rede". Der Mann hat einen geisterhaften Job in einer verlassenen Umgebung. Seine Arbeit wird zur Chronik eines menschlichen Endspiels. Mit genauer Sprache zeichnet er schonungslos die Zerstörungen nach: zerschossene Puppen, eine verwüstete und verkommene Landschaft; verrottete Häuser und zurückgelassene Maschinen. "Einer bleibt übrig, damit er berichte, der eine bin ich", so charakterisiert er seine Tätigkeit. Die Begegnung mit den vergammelten Spuren der russischen Soldaten wird damit zu einer Parabel auf menschliche Vernichtung. Bevor der Hausmeister als logische Konsequenz seiner unauffälligen Existenz selbst spurlos verschwindet, hat er die Garnison komplett abgegangen, eine allerdings ebenso wie seine Arbeit sinnlose Erfassung, die zu nichts führt.. "Nichts mehr zu holen", so urteilt er am Ende über das Gelände.
Man mag diese Erzählung als Parabel auf die Unbehaustheit der menschlichen Existenz verstehen, als Ausdruck des Ausgeliefertseins eines Menschen an seine Umgebung. Leider finden sich in "Schlammfang" kaum Stellen, die an Meckels wunderbar verworrene Geistesblitze vieler seiner Erzählungen erinnern – es scheint, als habe er nun einen düsteren Ton gefunden. Die Erzählung "Schlammfang" ist dann auch eine im trüben Halbdunkel einer Endzeit angesiedelte groteske Dämmergeschichte, eine beklemmende Beschreibung, mit intensiven Metaphern geschildert..
Christoph Steven
