Jack McDevitt
Erstkontakt/Die legende von Christopher Sim (erscheint 5/2000)
SF. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach. ISBN: 3-404-24274-2
Weniger Action, mehr Überlegung
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Weniger Action, mehr Überlegung
McDevitts Debütroman "Erstkontakt" wurde 1987 nicht nur mit dem Preis des Fachmagazins LOCUS ausgezeichnet, sondern ist auch sehr wohlwollend von den Kritikern und Lesern aufgenommen worden. "Christopher Sim" erschien bereits 1990 bei Bastei-Lübbe. Freunde ideenreicher Science Fiction sollten sich das Doppelpack ansehen, das der Verlag im Mai 2000 veröffentlicht.
Handlung "Erstkontakt"
Eine Botschaft von den Sternen wird empfangen. Leider ist sie chiffriert. Bis zur Entzifferung des textes aus dem Sternbild Herkules – daher der Originaltitel – kloppen sich Amerikaner und Sowjetrussen (das war 1986!) um den Besitz der Botschaft, von der sie sich technische und wirtschaftliche Vorteile über den jeweils Anderen erwarten. Und auch die römisch-katholische Kirche, in gestalt eines der Wissenschaftler, hat einen gewichtigen Aspekt beizutragen: Ist das eine Botschaft von Gott? Zumindest aber von Lebewesen von anderen Sternen! Dann ist der Mensch womöglich nicht die Krone der Schöpfung. Sind nun andere moralische, ja sogar religiöse Maßstäbe anzulegen?
Handlung "Sim"
Geschildert wird die Suche des Antiquitätenhändlers und Lebemannes Alex Benedict nach dem Geheimnis um den Titelhelden. Die Regelung einer Erbschaftsangelegenheit führt Alex in die Zeit zurück, als die Menschenwelten unfähig waren, sich zu einem Bund zusammenzuschließen. Durch den Angriff einer fremden, telepathisch begabten Macht, den Ashiyyur, drohte die Niederlage. Der Lehrer Christopher Sim, von einem hellenischen, geradezu olympischen Geist geprägt, wurde in die Rolle des Leonidas, des spartanischen Feldherrn gedrängt. (Leonidas verteidigte Hellas gegen die persischen Invasoren.) Während er versuchte, den Feind an den Grenzwelten aufzuhalten, übernahm sein Bruder Tarien die Aufgabe, eine Konföderation zu bilden, die den Invasoren standhielt.
Stück für Stück legt der Erzähler das Puzzle zusammen, bis hin zur Entscheidungsschlacht. Es sind Zeugnisse der Zeitgenossen Sims, die Alex den Weg zur Corsarius, Sims Schlachtschiff, weisen...
Fazit
Freunde von Action-Science Fiction kommen weder in "Erstkontakt" noch in "Christopher Sim" auf ihre Kosten, eher schon Krimifreunde: Die Spannung entsteht aus der langsamen Entstehung eines Gesamtbildes aufgrund von Quellenstudiums und Archäologie (dem Steckenpferd des Autors). Daher liegt der Genuß für den geduldigen Leser darin, mitzuverfolgen, wie die Hauptfigur der Sim-Legende auf die Spur kommt und die Wahrheit unter Schichten der Kolportage herausschält. In "Erstkontakt" verfolgt man gespannt die Entzifferung des Textes im normalen russischen bzw. amerikanischen Wissenschaftsbetrieb, der realistisch und plausibel geschildert wird, wenn auch nicht ohne Klischees in der Handlungsführung.
Für Action-Fans bietet sich als Alternative zum Sim-Roman die Lektüre der Novelle "Das Heldenschiff" an, in der der Roman bereits angelegt ist (Heyne 06/4536: "Asimovs Science Fiction Magazin #32").
McDevitt hat sich als Autor profiliert, der es versteht, eine potentiell ziemlich explosive Problemstellung mit Hilfe von ruhiger Kontemplation und Überlegung zu bewältigen statt mit Actionmitteln.
Michael Matzer / michael@matzer.de © 2000ff
Info: A talent for war, 1989/The Hercules Text; Nr. 24274, aus dem US-Englischen übertragen von Uwe Anton
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