carpe librum -- rezensionen

Im tragischen Jahr 1912, als Amundsen den geographischen Südpol eroberte und der Verlierer Scott im ewigen Eis umkam, richten Australier und Neuseeländer zwei Basislager in der Antarktis ein. Charles Laseron landet mit 17 weiteren Mann an Bord der "Aurora" in Adélieland an und beginnt sofort mit dem Bau eines Lagers, denn der Winter naht bereits mit Riesenschritten.

Laserons Augenzeugenbericht von Ende 1911 bis Frühjahr 1913 schildert die wissenschaftlichen Aufgaben der Männer ebenso lebendig wie das Lagerleben in der windumtosten Haupthütte des Lagers. Ich glaube nicht, dass sich irgendeiner von uns vorstellen kann, wie laut ein Wind brüllt, der mit über 120 km/h über schutzloses Eis daherfegt. Auf ihren regelmäßigen Gängen zur Instrumentenablesungen holen sich die Männer jedenfalls binnen weniger Minuten Erfrierungen und vereiste Bärte.

Südpolarsommer 1912/13: Neben der Beobachtung der Lebewesen wie der wunderlichen Pinguine gehört die Vermessung von rund 1000 Kilometer Küstenregion zu den Hauptaufgaben der Expedition unter der Leitung von Sir Douglas Mawson. Laseron erzählt von der dramatischen Erreichung des magnetischen Südpols, der nicht so weit entfernt wie der geographische ist.

Absoluter Höhepunkt des Buches ist sein letztes reguläres Kapitel: Douglas Mawson verliert aus seiner Drei-Mann-Gruppe, die die westliche Küstenregion erforschen sollte, zwei der beliebtesten Crew-Mitglieder und entgeht dem eisigen Tod in den Gletscherspalten nur durch extrem viel Glück und Geschicklichkeit. Er verpasst die Abfahrt der "Aurora", die die restliche Expedition kurz vor Wintereinbruch abgeholt hat, nur um wenige Stunden und muss mit einer Rumpfmannschaft nochmals überwintern.

Davon abgesehen, ist Laseron ein auch literarisch ansprechendes Stück Prosa gelungen. Es ist ein Vergnügen, seine Sätze zu lesen. Nur gelegentlich wird ein wenig zu berichtartig und notizbuchhaft, doch das letzte kapitel entschädigt dafür vollauf.

Mit Ungeduld warte ich auf Kim Stanley Robinsons umfangreichen Roman "Antarktika", der auf eigenen Erfahrungen des bekannten Science Fiction-Autors beruht.