Douglas Kennedy
Nachtblende
Bestseller. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach. ISBN: 3-404-14278-0
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Ein Yuppie-Wechselbalg mit drei Leben
Der Amerikaner Kennedy lebt als Schriftsteller mit seiner Familie in London. Nach "Der Job" ist "Nachtblende" sein zweiter bei uns veröffentlichter Roman.
Handlung
Ein Mann tötet einen anderen. Dafür hat er einen Grund – aber die Tat ruiniert sein Leben, fast.
So beginnt die Geschichte des erfolgreichen Wallstreet-Anwalts Ben Bradford, der in der Yuppie-Welt New Yorks eine Menge Geld gemacht hat, aber eigentlich lieber Künstler geworden wäre – Fotograf. Und dem ausgerechnet ein mieser Knipser von nebenan die Frau wegschnappt. Bradford tötet ihn im Affekt.
Um seine Tat zu vertuschen und die Chance auf ein Leben in Freiheit zu wahren, beschließt Ben, die Identität des toten Fotografen anzunehmen. Aber auch das macht ihn nicht allzu glücklich – siehe oben. Denn die Flucht aus der Wirklichkeit endet nie: Ben gibt sein gesichertes Leben auf, kann seine geliebten Kinder nicht mehr sehen, seine Frau Beth, die sich von ihm scheiden lassen wollte. Er läßt sich im hintersten Winkel der USA nieder, in einer Kleinstadt in Montana.
In einer neuen Liebesbeziehung zu einer attraktiven Fotoredakteurin erfährt er, was es heißt, eine Art Wechselbalg zu sein: Fragen nach seiner Vergangenheit blockt er lange erfolgreich ab, doch als er eines Tages der berühmteste Fotograf der Nation wird, fällt es ihm dies extrem schwer. Und so taucht auch Beth eines Tages auf, und es kommt, wie es kommen muß: Er muß ein zweites Mal sterben. Doch kann er seine neue Geliebte, die von ihm ein Kind erwartet, in ein neues Leben mitnehmen?
Fazit
Kennedy hat sich in seinem Thriller eines existentiellen Themas angenommen: Was wäre, wenn ich in die Haut eines anderen schlüpfen könnte? Die Konsequenzen dieser kompletten Übernahme – denn das Original der angenommenen Existenz ist ja tot – sind verheerend. Und Kennedy erzählt sie in anrührender Eindringlichkeit anhand der Seelenzustände seiner Protagonisten. Lediglich der Schluß ist mal wieder ein wenig zu versöhnlich, zu happy.
Dennoch ist dieses Buch ein tolles Lesevergnügen: Ich habe es auf einen Satz in 7 Stunden gelesen. Klasse!
Michael Matzer / michael@matzer.de © 2000ff
Info: The Big Picture, 1998; Nr. 14278; 431 Seiten, aus dem US-Englischen übertragen von Xenia Osthelder
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