B. S. Johnson
Christie Malrys doppelte Buchführung
Roman. Argon, 214 Seiten. 18.00 EUR . ISBN: 3-87024-560-3
Ein einfacher Mensch rechnet ab
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Christie Malry, ein unscheinbarer Junge aus einfachen Verhältnissen, wünscht sich nichts sehnlicher als reich zu werden. „Er beschloss, dass er, um dem Geld näher zu kommen, Buchhalter werden musste, damit er sah, wo das Geld herkam, wie es manipuliert wurde und wo es hinging.“ Also bewirbt sich Christie nach einer frustrierenden Banklehre um einen Job bei einer Süßwarenfabrik, der bessere Aufstiegschancen verspricht. Außerdem belegt er einen Fernkurs in Buchhaltung, bei dem er unter anderem die doppelte Buchführung lernt, von der er so begeistert ist, dass er sie auch für sein Privatleben einführt.
Von nun an listet er auf der Debit-Seite sorgfältig auf, wie ihm das Leben und insbesondere das Berufsleben übel mitspielt, und versucht, auf der Kredit-Seite zu einem Ausgleich des Kontos zu kommen. Wenn ihn also Vorgesetzte unfreundlich behandeln oder ihn sonst etwas verdrießt, etwa dass der Sozialismus keine Chance bekommt, rächt er sich seinerseits durch kleinere oder größere Gemeinheiten. Sowohl erlittene Demütigungen als auch seine anarchistischen Reaktionen darauf setzt er ganz geschäftsmäßig in Pfundbeträge um und vertraut sie seiner doppelten Buchführung an. Doch bei allem Einfallsreichtum und zunehmender Gewalttätigkeit seiner Taten erreicht er nie einen Ausgleich, auch nicht als er von kleinen Bürodiebstählen und Sachbeschädigungen übergeht zum Terror im großen Stil, in Westlondon das Trinkwasser vergiftet und so den Tod von 20.479 unschuldigen Bürgern herbeiführt (was er mit 1,30 Pfund pro Person berechnet).
Der 1933 geborene englische Autor nahm sich 1973 das Leben. Im selben Jahr ist auch „Christie Malry“ erschienen. Fünf Romane hat Johnson hinterlassen, die aber auf dem Buchmarkt bisher kaum reüssierten. Nach der Lektüre kann man das nur mit einem erstaunten Kopfschütteln quittieren. Denn über so viel Einfallsreichtum, Witz und Charme verfügen nur wenige Autoren. „Christie Malrys doppelte Buchführung“ macht neugierig auf die anderen Bücher B. S. Johnsons.
Dietmar Adam
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