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Band 1:
Der lohfarbene Mann
Band 2:
Der goldene Narr
außerdem:
Der Adept des Assassinen (Die Legende vom
Weitseher 1)
und ergänzend:
Der Ring der Händler (Die Zauberschiffe 1)
Prinz Pflichtgetreu hat es nicht gerade leicht. Als einzigem Erben des
Weitseher-Throns ist es an ihm, den Frieden zwischen den Sechs Herzogtümern und
den Äußeren Inseln der als Piraten gefürchteten Outislander zu schließen. Zumal
es noch nicht lange her ist, dass man mit diesen in einen brutalen Krieg
verwickelt war, der seinen Vater König Veritas das Leben gekostet hat.
Eine Hochzeit soll den Fortbestand des Weitseher-Geschlechts und das angestrebte
Bündnis mit den Outislandern besiegeln. Trotzdem ist das für den jungen und
grundsätzlich heiratsunwilligen Pflichtgetreu kein allzu großes Opfer, denn die
hübsche Narcheska (Prinzessin) Elliana bringt den jungen Prinzen gehörig ins
Schwärmen. Zum Entsetzen seiner Berater verlangt sie von ihm, ihr den Kopf des
mythischen Drachen Eisfeuer von der Insel Aslevjal zu bringen. So seltsam das
Anliegen auch klingen mag, man ist sich einig, dass es keine Drachen mehr gibt
und stimmt deshalb zu. Die Outislander sollen nicht sagen, man hätte es nicht
zumindest versucht. Doch sowohl Fitz (der eigentliche Held; er erzählt die
Geschichte aus der Ich-Perspektive) und der mittlerweile zum königlichen Berater
avancierte alte Assassine Chade befürchten einen Haken hinter dem Wunsch der
Narcheska. Ihre Motive liegen im Dunkeln.
Sie und auch ihr Beschützer Peottre Schwarzwasser scheinen diese Forderung nicht
aus eigenen Antrieb zu stellen. Sie fordern auch, der Stadt Bingtown und den
dort angeblich lebenden letzten weiblichen Drachen Tintaglia keine Hilfe im
Seekrieg gegen Chalced zu gewähren. Doch der "Narr" des Königshofes, in Wahrheit
der "Weiße Prophet" und langjähriger Freund von Fitz, fordert genau das
Gegenteil: Er sieht in der Zukunft seinen Tod, wenn er Pflichtgetreu nach
Aslevjal begleitet. Aber er muss mit auf diese Reise, um den Tod des Drachen zu
verhindern, der nach seinen Angaben dort im Eis schläft – es wäre besser für die
ganze Welt.
Was hier so schlicht als Prinz-Prinzessin-Drache-Geschichte erscheinen könnte,
ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Autorin Robin Hobb setzt mit "Der weiße
Prophet" die mit dem Roman "Der lohfarbene Mann" begonnene Trilogie fort, die in
der deutschen Fassung als "Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher"
(original: The Tawny Man Trilogy) bezeichnet wurde. Dabei stellt dieses Buch die
ersten Kapitel des englischen Originals "Fool's Fate" dar, das aufgrund seines
selbst für Robin Hobb ungewöhnlich großen Umfangs in der deutschen Fassung auf
zwei Bände aufgeteilt wurde. Der Rest der Geschichte wird im kürzlich
erschienenen Roman "Der Wahre Drache" erzählt.
Doch so leicht macht es Robin Hobb potenziellen Neulesern nicht. Die gesamte
Trilogie wurde für langjährige Hobb-Leser geschrieben, denn sie verknüpft ihre
beiden großen Trilogien, die in den sechs Herzogtümern spielende
"Weitseher"-Trilogie ("Der Adept des Assassinen", "Des Königs Meuchelmörder",
"Die Magie des Assassinen") mit den im Süden derselben Welt spielenden
"Zauberschiffe"-Zyklus ("Der Ring der Händler", "Viviaces Erwachen", "Der blinde
Krieger", "Die Stunde des Piraten", "Die vergessene Stadt", "Herrscher der drei
Reiche").
Ein Freund kurzer Geschichten war Robin Hobb nie, epische Breite, riesige,
komplexe Welten voller lebendiger und beeindruckender Charaktere zeichnen ihr
Werk aus. Leider bisweilen auch eine gewisse Langatmigkeit, unter 880 (Der
lohfarbene Mann) bis hin zu 1199 (Die Magie des Assassinen) Seiten pro Buch wird
man von Robin Hobb nichts lesen.
Beide Trilogien ließen am Ende einige Fragen offen, von denen einige in dieser
Trilogie bereits aufgelöst wurden. Ein Schock für Fitz, den Helden und
Ich-Erzähler der beiden Trilogien (die Zauberschiffe wurden aus den Blickwinkeln
verschiedener Personen geschrieben), bleibt nicht aus, als er auf der Insel
Aslevjal ankommt:
Auf dieser Insel hat die "Weiße Frau" der Outislander im damaligen Krieg
Gefangene "entfremdet" und entseelt, unter unwiderruflichem Verlust der eigenen
Persönlichkeit, und zurückgeschickt, zum Schrecken aller Bewohner der Sechs
Herzogtümer. Zusätzlich verfolgt ein "Schwarzer Mann" die Gruppe, vor dem sich
sogar die hartgesottenen Outislander fürchten – und tief im gefrorenen Herz der
Insel scheint tatsächlich ein Drache in seinem Hort zu schlafen.
Zusätzlich muss man wissen, dass in den "Zauberschiffen" die letzte
Drachenkönigin, Tintaglia, erweckt wurde, und nun aus nahe liegenden Gründen der
Arterhaltung dringend nach einem Männchen sucht. Sollte Pflichtgetreu also dem
Wunsch der Narcheska nachkommen, kann man sich die Reaktion der Drachin
ausmalen, auch der mit prophetischen Gaben gesegnete Narr will den Drachen unter
allen Umständen retten.
Dieses Szenario bietet gewaltiges Konfliktpotenzial – zusätzlich heizt Hobb den
Kessel mit Intrigen unter den Outislandern, der Frage wer Elliana wie zu ihren
absurden Forderungen drängen konnte, und der nicht über alle Zweifel erhabenen
Begleitung Prinz Pflichtgetreus an. Dabei sind ihre Charaktere so liebenswert,
detailliert und glaubhaft charakterisiert, wie sie es bereits mehrfach
demonstriert hat. Ihre Welt ist so lebendig und real, dass man darin eintauchen
kann wie in kaum eine andere Fantasywelt.
Leider trüben einige Schlampigkeiten das ansonsten durchweg positive Bild der
Trilogie. Zum einen wäre da der Übersetzerwechsel – "Der weiße Prophet" wurde
nicht mehr wie bisher alle Bücher Robin Hobbs von der mit dem Kurd-Laßwitz-Preis
ausgezeichneten Eva Bauche-Eppers übersetzt, sondern von Rainer Schumacher.
Dieser ist zwar ebenfalls ein guter Übersetzer (u. a.
"Der Blaue Löwe"), aber Eva Bauche-Eppers
ist einfach Robin Hobbs deutsche Stimme – sie hat die Gedanken von Fitz
Chivalric, dem Ich-Erzähler, ins Deutsche übersetzt, und gerade bei ihrem
schwierigen und eigenwilligen, sprachgewaltigen Stil fallen Feinheiten stark ins
Gewicht. Ähnlich dem Wechsel einer Synchronstimme in einer Serie fallen diese
dem Leser natürlich sofort negativ auf, zumal Schumacher auch einige Namen von
bekannten Nebenfiguren anders übersetzt hat als Bauche-Eppers.
Der zweite Kritikpunkt betrifft die Teilung des Buches. Das ist zwar stets
beklagenswert, in diesem Fall tut es jedoch schon weh. Denn die Handlung endet
direkt vor der Drachenhöhle, auf dem Höhepunkt, direkt vor entscheidenden
Wendungen der Handlung. Eher eine seelische Grausamkeit denn ein Cliffhanger!
Robin Hobb schreibt lange und komplexe Geschichten, in diesem Fall kann man ihr
nicht vorwerfen, keinen Spannungsbogen vorweisen zu können. Man hat ihn nur
brutalst zertrennt und auf zwei Bände verteilt.
"Der weiße Prophet" ist trotz dieser Mängel ein echtes Hobb-Buch. Zumal nun die
Auflösung einiger alter Zusammenhänge und Geheimnisse ansteht, ist es einfach
ein Muss für jeden Hobb-Fan. Eine perfekte Immersion in eine fantastische,
mittelalterliche Welt voller Magie zu erreichen, ist nicht leicht, Robin Hobb
schafft es mit ihren brillanten Charakteren mühelos. Wer epische Fantasy liebt,
kommt an ihren Geschichten einfach nicht vorbei, sollte jedoch mit "Der Adept
des Assassinnen" in das Hobb-Universum einsteigen.
Homepage der Autorin:
http://www.robinhobb.com/
Michael Birke [19.11.2005]
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Danke.
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