Joe Haldeman
Der ewige Friede
SF. Heyne, München. ISBN: 3-453-16186-6
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Kriegsführung mit dem Joystick
Man schreibt das Jahr 2043: Die Ngumi-Kriege toben in Mittelamerika, ausgefochten von amerikanischen "Soldatenjungen", ferngesteuerten Kriegsmaschinen, die von weit entfernt sitzenden Soldaten bzw. Kriegsexperten gesteuert werden. Julian Class ist einer dieser Steuersoldaten. Mit Hilfe der allgegenwärtigen Nanotechnologie wurde sein Bewußtsein mit der Maschinerie verbunden. So nimmt sein Geist quasi direkt am Erleben des Kriegsgrauens teil. Eigentlich ist Julian Class ja Physiker in der Forschung und nur Teilzeit-Soldat. Sein Team entwickelt einen Teilchenbeschleuniger, der von Nano-Schmieden in der Umlaufbahn des Planeten Jupiter gebaut werden soll.
Obwohl es keine physische Gefahr im Kampf gibt, wird der emotionale Streß zuviel für Julian; einer von zehn Steuersoldaten fällt dadurch einem Gehirn- oder Herzschlag zum Opfer, und die Selbstmordrate ist ebenfalls hoch. Auf einem Routineeinsatz gegen ein Dorf in Costa Rica laufen die Dinge dann wirklich schief. Durch einen unglücklichen Zufall erschießt Julian einen Jungen und wird aus dem aktiven Dienst abgezogen, weil man annimmt, daß er ein hohes Selbstmordrisiko hat.
Seine Geliebte Amelia Harding, ebenfalls Physikerin, enthüllt ihm zur gleichen Zeit, daß eine ihrer Kolleginnen herausgefunden hat, daß das Jupiterprojekt genügend Energie erzeugen könnte, um das Sonnensystem zu zerstören. Schon bald sind die beiden auf der Flucht vor einer Gruppe von religösen Fanatikern, die sich Ender nennen und die das Jupiterprojekt vollenden wollen, damit "Gott von Neuem beginnen kann". Doch für Julian ist dies keine erschreckende Möglichkeit. Vielmehr eine verführerische...
Fazit
Für seinen Roman "Der ewige Krieg" (dt. bei Heyne) erhielt Haldeman eine der höchsten Auszeichnung des Science Fiction-Feldes, den HUGO Award. In dem Buch verarbeitete er seine Erfahrungen in Vietnam, wo er schwer verwundet worden war. Und es war ein Kommentar auf Heinleins "Starship Troopers", wo jener Autor seine Weltkriegserlebnisse verarbeitete.
Für "Forever Peace" konnte Haldeman offenbar die Erkenntnisse aus dem Golfkrieg und dem Militär-Engagement in Mittelamerika (Nicaragua, El Salvador) verarbeiten, wie das vor ihm bereits Lucius Shepard und andere erfolgreich getan hatten. Doch "Forever Peace" ist keine Fortsetzung von "Der ewige Krieg" und auch viel komplexer. Die ethischen Zweifel und politischen Implikationen, wenn ferngesteuerten Soldatenmaschinen gegen rebellische Bauern vorgehen, sind eine viel größere moralische Herausforderung als nur das Abknallen irgendwelcher "Bugs" wie bei Heinlein.
Die Armee ist nicht mehr die monolithische Hierarchie aus "Der ewige Krieg", sondern ebenfalls transparent, durchsetzt mit Menschen, die zweifeln. Die gesellschaft besteht aus Leuten, die nicht arbeiten müssen beziehungsweise dürfen, weil die Nanos alles herstellen, was gebraucht wird. Die Kluft zwischen Erster und Dritter Welt ist hier noch größer als in unserer Zeit.
Immerhin kommen auch Actionfreunde auf ihre Kosten. Es gibt eine Konfrontationen à la James Bond, wenn die von den Endern geschickten Killer sich an Amelia und Julian heranmachen, doch Haldemans sparsame, schnörkellose Prosa nimmt die melodramatische Wirkung weg und beschleunigt den den komplexen Handlungsverlauf bis zum spannenden Finale.
Michael Matzer / michael@matzer.de © 1999ff
Info: Forever Peace, 1997; Nr, 06/6340, 351 Seiten
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