Ronald M. Hahn
Socialdemokraten auf dem Monde
SF. Heyne, München. ISBN: 3-453-13339-0
Dieses Buch Freunden weiterempfehlen.
Dieses Buch kaufen bei Amazon.de
Buy Ronald M. Hahn: Socialdemokraten auf dem Monde at Amazon.com (USA)
Weitere Buchbesprechungen bei Amazon.de.
Der Autor ist vor allem Herausgeber, Übersetzer ("Dune") und Jugendbuchautor bekannt. Dieser Alternativwelt-Roman ist das, was Angelsachsen einen "romp" nennen, eine rasante Schnurrpfeiferei und Münchhausiade - aber auch eine Parodie auf so manche Science-Fiction-Scharteke.
Handlung
Kaiser Wilhelm II. hat 1914/18 die Engländer und Franzosen besiegt und schickt an Neujahr 1920 den schneidigen Grafen Reventlow und dessen "auch in der Seele adelige" Gattin Clothilde im Raumschiff Excelsior zum Mond, um ihn für das Deutsche Reich in Besitz zu nehmen. Leider stellt sich der an Bord genommene Domestike Carl Napp als der communistische Agent Iwan Iwanowitsch Iwanow heraus, der im Auftrag Lenins das Raumfahrtprogramm sabotieren soll. Fast gelingt es ihm - er wird auf dem Mond von Bord gejagt. Wenig später entdeckt der Graf, daß Carl die Luftversorgung und die Latrinenautomatik sabotiert hatte.
Er muß auf dem Mond notlanden - mitsamt einem blinden Passagier, der sich als der britische Reporter Mr. P.M. Fox vorstellt. Er war auf dem Mond gestrandet, nachdem seine britische Expedition von den Eingeborenen des Mondes attackiert und gefangengenommen worden war. Reventlow entdeckt bei der erneuten Landung, daß Carl Napp in der Zwischenzeit die Seleniten zu linientreuen "communistischen" Soldaten umerzogen hat: Des Grafen Gefährten werden gefangengesetzt. Zum Glück erscheint die Kavallerie, pardon: die Fremdenlegion unter Führung des Deutschen Hackbarth, der in Reventlow einen alten Kriegskameraden von 14/18 wiedererkennt, ihm natürlich gegen die "barbarischen Mohrrüben" - so sehen die Seleniten aus - beisteht und Carl Napp in die Flucht schlägt. Bevor dieser jedoch die Excelsior entführen kann, wird er mit einer List überwältigt und muß den Rest seiner Tage auf dem Mond fristen. Die Helden aber kehren im Triumph zur Erde zurück. Leider wird der Mond französisch, weil "der Franzmann" zuerst da gewesen war.
Fazit
Man kann schon an diesem Zickzackplot erkennen, daß der Leser keine Zeile ernst nehmen sollte. Immerhin ist "Socialdemokraten auf dem Monde" eine gelungene Parodie auf die Deutschtümelei früher deutscher SF-Werke im Stile Karl Mays. Nicht nur die Diktion ist stilecht, sondern auch die Rechtschreibung und die zahlreichen Fußnoten à la Terry Pratchett. Stellenweise erinnert der zusammengestoppelte Plot von Intrigen und Gegenintrigen stark an Michael Moorcocks Zeitenwanderer-Romane um Jerry Cornelius. Die Seleniten stammen natürlich aus H.G. Wells' Roman "First Men in the Moon". Daß Reventlow einen Horror vor den gleichmacherischen Socialdemokraten hat - "und sie können nicht mit Geld umgehen!" -, wirkte im Wahljahr 1998 besonders satirisch.
Ergänzt wird das schmale Bändchen durch gelungene Zeichnungen von Andreas Reiner.
Michael Matzer © 1999ff
Info: Heyne 1998, Nr. 06/5936,157 Seiten
| Bücher neu und gebraucht bei amazon.de |
|
|
|
| Bücher gebraucht oder neu bei booklooker.de |
