Philip José Farmer

Der Zorn des Roten Lords

SF. Heyne, München. ISBN: 3-453--

Philip José  Farmer: Der Zorn des Roten Lords

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Rückkehr zur Welt der Ebenen

Jim Grimson ist ein Pechvogel. Gerade mal 17 Jahre jung, gerät er in die Klapsmühle. Diese wird natürlich nicht so genannt: Er macht eine Therapie. Die hat er auch nötig, denn er haßt seinen versoffenen Vater norwegischer Abstammung, verachtet seine stets klein beigebende ungarische Mutter und hat nicht unbeträchtlichen Anteil daran, daß das Elternhaus einstürzt und beinahe komplett abbrennt. Er steckt tief in der Scheiße, als er mit seinen Freunden einen draufmacht, Drogen nimmt, Alkohol säuft und das Klohäuschen eines doofen Nachbarn umwirft. Dabei rutscht er aus und sinkt in die Grube. Reif für die Klapsmühle.

Seine Therapeuten probieren eine neue Methode: Mit zahlreichen anderen Patienten versetzt er sich per Autosuggestion in die fikitve Welt eines Romanzyklus des Science-Fiction-Autors Philip José Farmer namens "Die Welt der tausend Ebenen", auch als World of Tiers bekannt. In diesen Universen herrschen die Lords als Götter über ihre leibeigenen Untertanen. Als alter ego wählt Jim Grimson Orc, den Sohn eines Lords, aus und beobachtet dessen Aktivitäten. Orc hat Jims Problem: Er kämpft gegen seinen Vater Los, und das durch den ganzen Roman hindurch in allen Variationen und mit allen Mitteln – die manchmal recht ungewöhnlich sein können. Orc wird allmählich zum gewalttätigen Red Orc, dem "Roten Lord" des Titels.

Zunehmend fühlt sich Jim von der Brutalität Orcs abgestoßen, doch eine Art seelisch-mentale Abhängigkeit oder Sucht hindert ihn daran, sich von der Phantasiegestalt der Jugendromane Farmers zu lösen. Jim hat nun wirklich ein Problem. Die "World of Tiers", zunächst sein Himmel der Unterhaltung und Entspannung, hat sich in eine Hölle verwandelt. Der Autor deutet an, daß Jim vielleicht doch noch geholfen werden kann. Denn er hat sich unter dem Einfluß Orcs "sozial verträglicher angepaßt".

Für P. J. Farmer selbst ist dieser Roman einerseits eine Rückkehr zu seinem berühmtesten, sprich erfolgreichsten Romanzyklus, zum anderen auch eine Abrechnung mit dem Kult, der darum entstanden ist. Er wundert sich, daß daraus noch kein Computerspiel gemacht worden ist. Jim ist der klassische Fan, der die unangenehme Wirklichkeit flieht und sozusagen mit dem Recht des Gefangenen die Gelüste seiner Phantasie auslebt, zum Beispiel mit seiner Mutter zu schlafen und seinen Vater zu töten (Ödipus läßt grüßen). Anders als die meisten seiner Kollegen macht aber P. J. Farmer nicht an einem politisch korrekten Punkt halt, sondern treibt die Phantasien immer weiter, so weit, daß in letzter Konsequenz sich der Phantasierende von seinen Gelüsten und Fiktionen abgestoßen fühlt und sich zu befreien sucht: Katharsis.

Daß Farmer dabei seine übereifrigen Leser kritisiert, darf wohl herausgelesen werden. Insofern ist dieser Roman sowohl Literatur- als auch Kultur- und Sozialkritik – schließlich sind die virtuellen Wunscherfüllungswelten der Fantasy und Science Fiction schon lange nicht mehr auf Literatur begrenzt: Computerspiele auf allen möglichen Konsolen, Filme, TV, Video sind von SF & F-Gestalten und –Themen beherrscht. Wahrscheinlich ist sogar die Realität manchen Menschen nur noch als Computerspiel zu vermitteln. Die Frage erhebt sich: Ist die von diesen kommerziellen Populärmythen abhängig werdende Menschheit noch therapierbar?

Usch Kiausch hat diesen komplexen und hintergründigen Roman hervorragend übersetzt und die zweideutigen Slangausdrücke in Fußnoten erklärt. In ihrem Nachwort erhellt sie den Zusammenhang zwischen Farmers Kritik an der amerikanischen Kultur und den Begriffen und Gestalten aus der "World of Tiers"-Serie (inklusive "Red Orc"), die von Ideen des britischen Visionärs und Dichters William Blake (gestorben 1825) beeinflußt wurde.

Michael Matzer / michael@matzer.de ©1998ff

Info: Red orc’s rage, 1992, 317 Seiten 






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