Christopher Evans

Der Sturm der Azteken

SF. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach. ISBN: 3-404-23-

Christopher  Evans: Der Sturm der Azteken

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Von Christopher Evans kennen die deutschen Leserinnen und Leser vielleicht schon zwei Romane, die bei Heyne erschienen sind und vom großen stilistischen Können des Autors zeugen: »Capellas goldene Augen« und »im Limbus«. Beide waren nicht sonderlich erfolgreich, und Evans darf jetzt sein Glück bei Bastei-Lübbe versuchen.

»Der Sturm der Azteken«, ein Alternativweltroman, wurde mit dem British Science Fiction Award ausgezeichnet, und das verwundert nicht, denn die Vorliebe der Briten für einen alternativen Geschichtsverlauf ist bekannt und durch Werke von Michael Moorcock, Keith Roberts und Kingsley Amis hinreichend bezeugt. Gleichzeitig ist dieses Azteken-Buch ein Invasions- und Staatsroman.

Handlung

Angesiedelt ungefähr in unserer Zeit, spielt die Handlung zunächst in Wales und London. Die Invasion des englischen Königreichs und des restlichen Europa durch die Azteken ist vorüber, König und Königin tot, und die übriggebliebene Familie verkriecht sich irgendwo in den Bergen von Wales: Catherine, die tapfere und ehrbewußte erste Prinzessin, Victoria, die sensible zweite Prinzessin, Richard, der geistig leicht zurückgebliebene Thronfolger, und Alex, Catherines etwas übermütiger Mann. Nach ein paar Tagen taucht noch ein undurchsichtiger Helfer auf, Bevon. Kurz und gut: Nach wenigen Wochen werden alle außer Alex bei einem aztekischen Angriff gefangengenommen und Richard wenig später gekrönt, eine Marionette des Aztekenregimes. Dieses wird von zwei gegensätzlichen Persönlichkeiten verkörpert: Extepan, dem rechtschaffenen Gouverneur, und seinem aufbrausenden Verwandten Maxixca, dem Feldherrn des Aztekenkaisers Motecuhzoma, der im fernen Tenochtitlan residiert.

In dieser Geschichtsversion hat Cortez das Aztekenreich im 16. Jahrhundert nicht auf Dauer erobern können, so daß im Gegenzug die spanischen Soldaten rausgeworfen wurden; nur die Missionare mit ihrem Wissensschatz durften ins Land. Das Ergebnis: Die Azteken wurden Christen, aber auch gelehrte und technologisch gut ausgebildete Krieger und Herrscher. Binnen drei, vier Jahrhunderten eroberten sie die ganze Welt, mit Ausnahme von Kanada und Neuengland sowie Rußland. Es läßt sich leicht denken, daß eine derart imperialistisch eingestellte Kultur diese Gebiete nicht ungeschoren läßt: Rußland wird mit Hilfe einer Geheimwaffe zur Kapitulation gezwungen und Neuengland nach der Zerstörung Washingtons erobert. Diese zwei letzten Feldzüge finden im Verlauf der Handlung statt. Daß die Azteken auch ganz gewitzte Leute sind, lernt Catherine erst gegen Schluß des Buches.

Catherine erzählt, wie sich ihre Familie unter der Fremdherrschaft einrichtet. Ihr Versuch, eine Untergrundorganisation aufzubauen, scheitert. Richard und Victorio arrangieren sich mit dem Regime, am Ende heiratet er sogar eine Aztekenprinzessin. Victoria verschwindet nach einem Bombenanschlag in der Verbannung, und Catherine gibt dem heiratslustigen Gouverneur einen Korb. Sie wenigstens will ihr Volk nicht verraten. Doch nach dem Rußlandfeldzug und dem Tod ihrer zweiten Schwester, nach einem Besuch der prächtigen Stadt Tenochtitlan und seiner Attraktionen ist es auch mit ihrer Standfestigkeit vorbei: Sie akzeptiert Extepans zweiten Antrag. Und alles würde bestens für sie laufen, um die künftige Kaiserin eines Weltreichs zu werden, wenn nicht der getreue Bevan herausgefunden hätte, wo sich Victoria und der totgeglaubte Alex aufhalten: in Mexiko. Sie hatten ein Verhältnis miteinander. Die sich von allen und jedem verraten fühlende Catherine inszeniert eine mutige Intrige, die zum Tod Alex' und der Bloßstellung der Azteken führt. Zur Strafe wird sie mit Hilfe einer geheimnisvollen Vorrichtung durch ein Zeittor in unseren Geschichtsverlauf verbannt. Victoria in ihrer Begleitung büßt beim Übergang ihre geistige Gesundheit ein.

Fazit

Gestrandet in unserer Zeit, erzählt Catherine in geschickten Worten anrührend von ihrem Schicksal. Es ist beileibe nicht uninteressant, und wir werden mit zahlreichen Übereinstimmungen und bekannten Namen aus unserer Geschichte belohnt. Die Parallelen zum Aufstieg des britischen Empire sind unübersehbar, nur daß Evans den Spieß nun umdreht und die Azteken eben dieses Imperium erobern läßt.

Doch die Lust an dieser Story will sich nicht so recht einstellen. Es mag am nur äußerst sparsam gezeigten Humor liegen, und daran, daß Evans ein Freund des realistischen Romans britischer Provenienz ist, wie ihn die Viktorianer so gerne pflegten und wie er auch heute noch in der englischen Literatur gang und gäbe ist. Doch für SF-Leser und -Leserinnen fehlt das gewisse Quentchen an Absurdität, Innovation und Abenteuer, wie es sich z. B. bei Moorcock zeigt. Es findet jedoch erst im letzten Zehntel des Romans, in Catherines Intrige, seine Verwirklichung - was für einen SF-Roman zuwenig, für ein Mainstream-Buch aber vielleicht schon zuviel ist.

Michael Matzer(c)1994ff

Info: Aztec Century, 1993; 442 S., aus dem Englischen von Caspar Holz.






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