Edward Dmytryk

Die gebrochene Lanze (DVD)

DVD. Koch media, ISBN: B000B9PV54

Romantischer Abgesang: das Ende des freien Wolfes
Edward  Dmytryk: Die gebrochene Lanze (DVD)

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Der Rancher Deveraux herrscht um 1880 wie ein König über sein Weideland. Da kann er es gar nicht vertragen, wenn ihm zwei seiner vier Söhne das Vieh von der Weide klauen. Als eine neue Kupfermine das Wasser eines Flusses verseucht und Deverauxs Rinder krepieren, ergreift er harsche Gegenmaßnahmen. Dafür soll er allerdings büßen, denn die Ära der Rinderbarone ist vorbei. Sein Sohn Joe aus zweiter Ehe, ein indianisches Halbblut, geht für ihn ins Gefängnis. Nach Joes Entlassung sucht er sich an den abtrünnigen Brüdern zu rächen. – Diese Story basiert auf Shakespeares Tragödie „King Lear“.

Filminfos
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O-Titel: The broken lance (USA 1954)
Dt. Vertrieb: Koch Media
FSK: ab 16
Länge: ca. 92 Min.
Regisseur: Edward Dmytryk
Drehbuch: Richard Murphy nach einer Erzählung von Philip Yordan
Musik: Leigh Harline
Darsteller: Spencer Tracy, Richard Widmark, Robert Wagner, Jean Peters, Katy Jurado, Eduard Franz u.a.

Handlung
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RAHMENHANDLUNG.

Joe Deveraux (Wagner) wird aus dem Staatsgefängnis von Arizona entlassen, wo er eine dreijährige Haftstrafe abgesessen und Zwangsarbeit geleistet hat. Man bringt ihn in die Haupstadt des Bundestaates, wo er im Capitol seine drei Brüder Ben, Mike und Danny wiedersieht. Ben, der Älteste (R. Widmark), stellt ihm ein Ultimatum: Joe bekommt 10.00 Dollar als Starthilfe, wenn er bis zum Abend den Zug Richtung Oregon nimmt und verschwindet. Soll das vielleicht sein Erbteil sein? Joe wirft das Geld in den Spucknapf und geht zur Ranch seines Vaters.

Doch der einstmals prächtig eingerichtete Herrensitz wird vom Wind durchweht und ist bis auf viel Staub und Spinnweben leer. Nur Two Moons, der indianische Wirtschafter und alte Freund Joes, begrüßt ihn, denn Joe ist selbst zur Hälfte Indianer: ein Halbblut. Er betrachtet das prächtige Gemälde, das seinen Vater, den gestürzten König des Westens, zeigt und nimmt eine Waffe aus dem väterlichen Pistolengurt. Er erinnert sich an glücklichere Tage…

HAUPTHANDLUNG: 3 Jahre zuvor.

Matthew Deveraux wird ein Viehdiebstahl angezeigt. Sofort setzt er sich mit Two Moons und seinen beiden Söhnen Joe und Ben in Marsch. Zu den gestellten Dieben gehören seltsamerweise auch seine beiden Söhne Danny und Mike. Haben sie das nötig? Anscheinend schon, denn sie denken, ihr Vater zahle ihnen einen Hungerlohn und schikaniere sie von morgens bis abends. Statt sie alle abzuknallen, lässt Deveraux Gnade vor Recht ergehen.

Auch Ben hält er kurz: Der bekommt nicht genügend Vollmacht erteilt, um in der Stadt ein Büro zu eröffnen, mit dessen Hilfe sich bessere Marktpreise erzielen ließen. Deveraux denkt dafür zu zentralistisch und selbstherrlich. Joe verliebt sich unterdessen in Barbara, die schöne und selbstbewusste Tochter (Jean Peters) des Gouverneurs, der ein Freund seines Vaters ist. Allerdings hat der Gouverneur etwas gegen Halbindianer. Als später Joes Vater seines Sohnes Heiratsabsichten verteidigt, gibt ihm der Gouverneuer eine böse Retourkutsche. Und das kommt so…

Eine Reihe von Deverauxs Rindern ist an den Abwässern der Kupfermine von McAndrews verendet. Deveraux ist wütend und stellt den Minenbesitzer zur Rede. Der hetzt seine Arbeiter auf ihn. In die folgende Schießerei greifen auch Deveraux-Cowboys ein, die unvermittelt von Two Moons herangeführt werden. Im folgenden Durcheinander wird die Mine angezündet und zerstört.

Obwohl sein Anwalt Laughton Deveraux zu einer Entschädigung in Form von Land rät, will der Rancher nichts davon wissen. Das Land ist ihm heilig. Er lässt es zum Gerichtsprozess kommen. Hier treten die Grenzlinien sehr deutlich ans Tageslicht. Joes drei Brüder lassen ihren Vater ebenso im Stich wie Joe selbst, doch er nimmt die Hauptschuld auf sich. Dafür wandert er für drei Jahre in den Knast.

Als Deveraux vor Wut seinen Ältesten auspeitscht, erleidet er einen Herzanfall. Er ist eben nicht mehr der Jüngste. Fortan nimmt Ben das Heft in die Hand. Beim geplanten Landverkauf fragt er seinen Vater nicht und eröffnet selbst ein Stadtbüro. Um diesen Verkauf zu verhindern, reitet der halbgelähmte Deveraux eine Abkürzung und erleidet eine weitere Herzattacke. Diesmal verläuft sie tödlich. Die Brüder sind geschockt.

Bei Matthew Deverauxs Bestattung singen einerseits Indianer und andererseits ein christlicher Pfarrer. Joe hat Freigang und stößt eine Lanze an seines Vaters Grab in den Boden. Bei diesem Symbol der Blutfehde schwört er Rache an seinen Brüdern.

RAHMENHANDLUNG.

Der Tag der Abrechnung ist gekommen. Joes Mutter (Katy Jurado) scheint zunächst Erfolg zu haben und Joe zum Frieden überreden zu können. Doch Ben, der aus der Stadt gekommen ist, traut Weibergeschwätz nicht und nimmt Joe aufs Korn. Gnadenlos. Der Halbindianer soll sterben!

Die DVD
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Technische Infos

Bildformate: 2,35:1 (16:9)
Tonformate: D in DD 2.0 und DD 5.1 (zumindest laut Verpackung), Englisch in DD 2.0
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: keine

Extras:

- Dt. Kinotrailer
- Englischsprachiger Kinotrailer
- Bilderschau (über 15 Min.!)
- Booklet mit Essay

Mein Eindruck
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Vergleicht man den Western mit „King Lear“, so fallen einige wesentlich Abweichungen auf, die den Film problematisch machen. Dass es hier Brüder statt Schwestern sind, fällt nicht weiter ins Gewicht. Und dass die arme, treue Seele Cordelia nun zu zu einem Halbblut mutiert, lässt sich auch noch ertragen. Aber warum sollen Joes Brüder aus erster Ehe so schlimm sein, dass sich ihr Vater so aufregt, dass er einen Herzanfall erleidet? Es ist ja nicht so, als würden sie das Familiensilber verschleudern, vielmehr zeigt Ben einen Geschäftssinn, der löblich ist.

Nein, es muss wohl ums Eingemachte gehen: um das Land selbst. Dies ist das Heilige, die Substanz, auf der Matthew Deveraux und sein Reich aufgebaut sind. Als Ben Teile davon verkaufen will, rafft sich der alte, schon im Bein gelähmte Tyrann noch einmal auf, um das zu verhindern. Er weiß sicherlich um das Risiko, das er damit eingeht und will es seinen Jungs noch einmal zeigen. Der Dead Man Riding, der ihnen entgegenkommt, versetzt ihnen einen angemessen großen Schock. Aber ob es etwas nützt? Das Zeitalter ist vorüber, in dem Patriarchen ein Königreich beherrschen konnten. Die Kinder streiten und teilen das Erbe sowieso.

Das Gesetz machten sie einst selbst. Und so weist Deveraux es sowohl gegenüber McAndrew als auch vor Gericht zurück, sich für sein Verhalten bei der Mine zu entschuldigen. Wenn er nicht unumschränkt herrschen kann, dann soll auch niemand von seiner Niederlage profitieren. Hier kommt das Symbol des Wolfes ins Spiel: Ein solches Tier wird am Anfang und am Ende eingeblendet, wie er frei und ungehindert über das unbegrenzte Land trottet.

Wenn ein Mann also nicht einmal mehr im Westen, im Grenzland, frei und autonom sein kann, dann ist sein Ende unausweichlich. Es ist der gleiche Abgesang auf eine Ära wie in Leones „C’era una volta nel West“ (Spiel mir das Lied vom Tod). Dort waren es die Gunmen, die Revolverhelden, die mit der Waffe in der Hand das Gesetz machten.

Dass der Konflikt zwischen Grenzland und vordringender Zivilisation das Thema ist, zeigt sich nicht zuletzt im dramatischen Action-Finale. Es ist nicht das zivilisierte Halbblut, das sich erfolgreich gegen ben, den Vertreter der Zivlisation, zur Wehr setzt, als es angegriffen wird. Nein, es ist ein Apache, der die Sache entscheidet. Dadurch wird einerseits Joe von moralischer Schuld freigesprochen und gesellschaftlich akzeptabel gemacht. Andererseits wird aber auch vor dem weiterhin „wilden“ Westen gewarnt. Die Haltung des Films bleibt ambivalent und unentschieden, was denn nun besser sei: das Grenzland oder die Zivilisation. Aus sicherer (zeitlicher) Entfernung brauchen wir diese Frage nicht mehr zu entscheiden. Das ist Romantik.

Spencer Tracy ist sowohl als König wie auch als Tyrann gleichermaßen glaubwürdig. Robert Wagner als Joe sieht für einen Halbindianer viel zu gelackt aus, als dass man den Widerwillen des Gouverneurs nachvollziehen könnte. Katy Jurado als Apachin? Die adelige Mexikanerin spielte bereits in Zinnemans „High Noon“ eine ausgezeichnete Rolle, aber als Mexikanerin ist sie glaubwürdiger. Es ist schade, dass Widmark nur eine relativ unbedeutende Rolle spielen durfte. Dafür trumpft er im Finale aber gehörig auf und hinterlässt einen ausgezeichneten Eindruck.

Insgesamt behandelt der Western also ein wichtiges Thema, bleibt aber in seiner romantischen Haltung unentschieden. Dafür unterhält er aber den Zuschauer ausgezeichnet mit einer klugen dramaturgischen Struktur, kann aber in der Mitte die Spannung kaum aufrechterhalten. Im Actionfinale muss dann eingelöst werden, worauf wir seit dem Prolog gewartet haben: der Showdown zwischen alter und neuer Zeit.

***Die DVD***

Das Bild weist keinerlei Artefakte, Helligkeitsschwankungen oder schwachen Kontrast auf. Es wurde, wie die DVD-Credits verraten, von Profis digital überarbeitet. Gleiches gilt für den Ton, der zwar immerhin DD 5.1-Qualität erreicht, doch einen Surroundeffekt konnte ich nicht feststellen. Was die Sprachen anbelangt, so vermittelt die englische O-Fassung ein unmittelbareres Filmerlebnis, aber dazu muss man natürlich gut Englisch verstehen. Leider hat der Aufwand, den Koch Media getrieben hat, nicht für das Anfertigen von Untertitel gereicht. Man sollte meinen, dass es möglich wäre, wenigstens die englische Fassung anhand des Drehbuchs zu realisieren.

Das Bonusmaterial

Das Booklet – eigentlich ein 4-seitiger Einleger – liefert zahlreiche Infos, mehrere Szenenfotos, vorne das Starfoto von Cooper und schließlich einen langen Essay. Richard Oehmanns Artikel ist kenntnisreich und journalistisch formuliert. Da gibt es nichts zu beanstanden. Der Artikel geht nicht auf die restaurierte Fassung ein, scheint also bereits etwas älter zu sein; aber diese Artikel liegen jeder der Western-DVDs von Koch Media bei.

Unter den Extras bietet die unscheinbar betitelte "Bildergalerie" eine Fülle von Text- und Fotomaterial, das von vierfarbigen Filmplakaten und Szenenfotos bis hin zu Inhaltsangabe, Filmkritiken, Programmheften und Biografien reicht. So bietet sich mit Hilfe der Stopp-Funktion die Möglichkeit, die Biografien von Tracy, Widmark, Wagner und Peters (die herangezoomt werden) zu lesen. Besonders die Szenen- und Starfotos sind von hoher Qualität. Allerdings stellt sich am Bildschirm bei den gerasterten Fotos der berüchtigte Moiré-Effekt ein.

Einer der Artikel geht auf die Vorteile der Cinemascope-Technik ein. Sie hat aber auch praktische Nachteile: Die nötige Kamera war seinerzeit riesig. Sie wurde ebenso wie der Fuhr- und Viehpark nach Arizona geschafft: ein größerer Treck, der da in der Einöde einfiel. Ein oder zwei Artikel der damaligen Zeit schildern die Plackerei, und Fotos vom Dreh illustrieren das Geschehen.

Höchst bemerkenswert ist ein Abschnitt der Diaschau mit dem sensationsheischenden Titel „Die Liebeskünste der Apachen“. Nun ja, es geht um die Beziehung zwischen dem Halbindianer Joe und der Gouverneustochter Barbara. Wieso fährt sie so auf ihn ab und hält ihm sogar drei Jahre lang die Treue? Liegt an der Ars amatoria von Winnetous Vettern? Dies ließ Regisseur Dmytryk wissenschaftlich recherchieren. Doch seine Enttäuschung muss maßlos gewesen sein, als sich die Wirklichkeit als wesentlich prosaischer herausstellte.

Der deutsche Trailer (2:20 Min.) stellt einen Film namens „Arizona“ vor. Nanu, sind wir auf der falschen Baustelle? Aber nein, es handelt sich um den Alternativtitel des deutschen Verleihs. Die Aufmachung im Stil von 1970 oder 1974 tut dem Trailer nicht besonders gut. Die Bildqualität ist übel: viel Artefakte und Streifen.

Der englische Trailer (2:40 Min.) ist um Längen besser, denn es gibt weder Artefakte noch Streifen. Auch werden die Texteinblendungen um Off-Kommentare ergänzt.

Unterm Strich
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"Die gebrochene Lanze" sollte jeder Western-Kenner auch in der restaurierten Fassung gesehen haben: Dies ist jetzt der "state-of-the-art". Diese DVD-Edition ist sorgfältig vorbereitet, Bild und Ton erheblich verbessert und die Extras um nützliche Informationen angereichert worden. Alles weitere Wissenswerte habe ich bereits oben gesagt.

Im Grund muss nur noch der Preis beim jeweiligen Anbieter stimmen, dann sollte man zugreifen. Einziges Manko sind die fehlenden Untertitel, dafür entschädigen allerdings die vielfältigen Informationen in Booklet und Bilderschau.


Michael Matzer (c) 2005ff

Pro: unterhaltsam, komplex und dramatisch, Action in der Mitte und im Finale, hervorragende Hauptdarsteller/Musik/Inszenierung; Bonusmaterial zu restaurierten Fassung

Kontra: keine Untertitel, könnte spannender sein






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