Toni Davidson

Dr. Sad

Roman. Rowohlt, 332 Seiten. ISBN: 3-498-01316-5

Toni  Davidson: Dr. Sad

Dieses Buch Freunden weiterempfehlen.

Dieses Buch kaufen bei Amazon.de

Buy Toni Davidson: Dr. Sad at Amazon.com (USA)

Weitere Buchbesprechungen bei Amazon.de.

"Eine herausragende künstlerische Tat" zitiert der Klappentext "The Times", "die literarische Sensation des Jahres" schrieb "The Independent, doch "Dr. Sad" des 35-jährigen Lehrers Toni Davidson ist ein konventioneller Roman voller Klischees, der auch noch versucht zu schockieren. Die Zutaten sind ärgerlich: Zwei Jungen, die von ihren Eltern missbraucht werden, ein Psychiater, der sexuell von seiner jüngeren Schwester besessen ist, ein angeblich neuer therapeutischer Ansatz sowie Drogenexperimente.
Click, einer der beiden Jungen, haust mit seinen Eltern in einem Wohnwagen und fotografiert die beiden Landstreicher bei jeder Gelegenheit. Worin der Missbrauch besteht, wird nicht so recht klar. Der gestörte Vater mit Riesengeschwulst am Kopf, fasst Click wohl gelegentlich an und ist ein wenig gewaltätig, wenn er einen seiner (Tanz-)Anfälle hat, die Mutter ist dafür umso gröber und unsensibler. Frights Vater ist offenkundig gewalttätig. Nicht nur, dass er und einer seiner Bekannten Fright und dessen Bruder regelmäßig sexuell missbraucht, er tötet auch die Mutter und verschwindet. Davidson erzählt aus der Sicht der verängstigten, gejagten Kinder, das heißt, er versucht es. Die Leiden der Kinder erscheinen oberflächlich, obwohl Davidson ständig an der Ekelgrenze operiert. Mit seinen Kunstgriffen scheitert er: Im Falle von Click beschreibt er die Fotos, die gefunden wurden, als der Junge befreit wurde, im Falle von Fright zitiert er dessen Tonbandaufzeichnungen.
Dr. Curtis Sad ist Spezialist im Gebiet der Psychologie von intrafamiliärer Sexualität und bedient sich stets eines schnoddrigen, abfälligen Tonfalls, wenn es um die Arbeit von Kollegen geht. Es ist nicht so ganz klar, ob Sad tatsächlich ein Verhältnis mit seiner Schwester hat oder sich das Ganze nur einbildet; sie ist jedenfalls allgegenwärtig, mal als Kind, mal als erwachsene Frau - die Regressionen des Dr. Sad sind Relikte aus einem Proseminar für Psychologie: "Als ich sie aus dem Büro herausließ, lief sie mir durch den Gang hinterher. Sie war auf einmal so jung. Während meine Badezimmererinnerung verblasste und meine Abteilungsrealität wieder Gestalt annahm, verlor sie mit jedem Schritt ein Jahr, bis sie mir kaum noch zur Brust reichte."
Die Milieutherapie, mit denen er die beiden in tiefes Schweigen gehüllten jungen Männer wieder zum Sprechen bringen will, sieht so aus: Eine Raum, ähnlich einer Turnhalle, teilt er in zwei Hälften und läßt die Lebenssituation der beiden mit Drahtgestellen nachbauen, um die traumatische Situation wieder hervorzurufen. Während des Experiments erhält er außerdem ständig Faxe von einem erfolgreichen Kollegen, der in den Bergen an einem ähnlichen Experiment arbeitet, allerdings seinen Schützling und sich selbst mit LSD vollpumpt.
Alle Klischees über experimentelle Psychotherapie sind also versammelt und mit Schockeffekten garniert. Bedauerlich ist nur, dass Schockeffekte der erwähnten Art ihre eigene Psychologie haben. Je geballter man sie nämlich vorgesetzt bekommt, desto schneller nutzten sie sich ab, desto lächerlicher wirken sie gar. Matthias Kehle
 






Bücher neu und gebraucht
bei amazon.de

Suchbegriff:


eBay


Bücher gebraucht oder neu bei booklooker.de
Autor:
Titel:
neu
gebraucht

Ihr Kauf bei unseren Shop-Partnern sichert das Bestehen dieses Angebotes.

Danke.


Weitere Titel von und Rezensionen zu Toni Davidson
Weitere Rezensionen in der Kategorie: Roman  



Partner-Shop: Amazon.de

Dr. Sad Amazon.de-Shop
Toni Davidson: Dr. Sad

Partner-Shop: Amazon.com (USA)

Buy Toni Davidson: Dr. Sad at Amazon.com (USA)

carpe librum ist ein Projekt von carpe.com  und © by Sabine und Oliver Gassner, 1998ff.

Das © der Texte liegt bei den Rezensenten.   -   Wir vermitteln Texte in ihrem Auftrag.   -   librum @ carpe.com

Impressum  --  Internet-Programmierung: Martin Hönninger, Karlsruhe  --  19.06.2012