Storm Constantine
Hermetech
SF. Heyne, München. 544 Seiten. ISBN: 3-453-06587-5
Mystische Heiligenlegende
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Heiligenlegende
Ursprünglich benutzte die englische Schriftsteller den Namen "Storm Constantine" nur als Autoren-Pseudonym, doch inzwischen dient ihr der nom de plume auch im "richtigen" Leben.
Sie wurde bei uns auch mit ihren drei Büchern bekannt, der Wraeththu-Trilogie, die bei Heyne erschien. Es folgte noch der Roman "Schattengräber" (1992, dt. 1995). Constantine widmet sich der komplexen Grenzregion von Gewalt, Macht und Sexus, zwischen Wissenschaft und heidnischer Magie, wandelt also zwischen Fantasy und Science Fiction. "Hermetech" besteht daher eigentlich aus einer Fantasy-Handlung in einer Science Fiction-Welt.
Handlung
Es ist eine heidnische Sippe, in der die junge Ari Grant aufwächst. Sie Glauben an die Göttin und feiern sie mit heidnischen Riten unter den Steinen von Stonehenge. England im 21. Jahrhundert ist ökologisch schwer geschädigt. Die Sippe tauscht mit umherziehenden Händlern Naturalien. Aris Sippe glaubt, daß die Göttin, Gaia, nur überleben könne, wenn der Mensch verschwindet. Sie und ihre Sippe von Naturtech macht Ernst mit dieser Ansicht. Sie ziehen in die Glaskuppel von Südengland und beginnen mit den notwendigen Aktivitäten... Ari rettet die bedrohte Welt, indem sie sich sexuell paart. Die dabei entstehende "Energie" wird auf technischem Wege umgeleitet in das "Bewußtsein" des Planeten. Halleluja!
Fazit
Eine andere Art von Ökothriller und zugleich eine Art Evangelium und Heiligenlegende. Ari Grant, der weibliche Messias, Gaias Prophetin und Retterin. Nicht schlecht für ein junges pubertierendes Mädchen! Offenbar ist Constantine mit diesem Buch der Fantasy-Gaul durchgegangen. Sie sucht die Wunden der Welt (= Gaias) zu heilen, indem sie Mann und Frau in mystischer Vereinigung versöhnt. Wenn nur alles so einfach wäre!
Dennoch trifft Constantine den Nerv der Zeit: Enttäuscht von den etablierten Religionen, wenden sich immer mehr Menschen, Frauen zumal, den naturverbundenen "heidnischen" Glaubensrichtungen zu. Immerhin stärken die dabei eine große Rolle spielenden gemeinschaftlichen Riten das Selbstbewußtsein und die Handlungskraft der Teilnehmer in hohem Maße, vielleicht genug, um den Kampf für den Erhalt des Planeten aufzunehmen.
Das hauptsächliche Interesse Constantines an sexueller Natur und Geschlecht gilt auch dem Potential der männlichen und der weiblichen Erfahrungswelt. Ihr Schreibstil ist kraftvoll-lebendig, sehr anschaulich und erotisch, doch inspiriert von einer Punk-Haltung gegenüber der etablierten Literatur, die zum Gebrauch zahlreicher Slangwörter und sprachlichen Eigenprägungen führt. Leider trägt dies in "Hermetech" nicht unbedingt zur Lesbarkeit des Buches bei.
Michael Matzer © 1999ff
Info: Hermetech, 1991; Nr. 06/5008, 544 Seiten, aus dem Englischen übertragen von Christian Mähr
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