Andrea Camilleri
Die Rache des schönen Geschlechts
Bestseller. Edition Lübbe, 315 Seiten. ISBN: 3-7857-1540-4
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Drei lange und drei kurze Erzählungen enthält dieser Band mit Geschichten um den beliebtesten sizilianischen Krimihelden Commissario Montalbano.
In der ersten längeren Erzählung geht es um den Mord an einen älteren Kredithai. Seine propere Nichte Grazia, in die sich auch sogleich einer von Montalbanos Männern verliebt, kann noch mit dem Revolver ihres Onkels auf den Täter schießen, ehe dieser in der Dunkelheit verschwindet. Einige Tage später wird Dindò, der junge Zusteller eines Supermarkts tot gefunden, und die Geschichte scheint damit aufgeklärt. Doch um das dunkle Geheimnis hinter dem Mord aufzudecken, bedarf es der Intuition und des Scharfblicks Montalbanos.
Die nächste längere Erzählung („Das vierte Geheimnis“) erinnert sowohl an „Der Tag der Eule“ des großen sizilianischen Autors Leonardo Sciascia als auch an Camilleris historischen Krimi „Der zweite Kuß des Judas“. Wie bei Sciascia geht es um Korruption und Erpressung im Baugeschäft, wie bei „Der zweite Kuß des Judas“ kommt es zu einer ungewöhnlich harmonischen Zusammenarbeit zwischen Polizei und Carabinieri. Als ein albanischer Bauarbeiter von einem Gerüst fällt, sieht es zunächst wie ein Unfall aus, wären da nicht jüngst ähnliche Fälle vorgefallen und wäre da nicht ein anonymer Brief, der Montalbano zu spät erreicht.
Die letzte Geschichte führt Montalbano weit zurück in die Vergangenheit. Als ein Pfarrer Montalbano an das Sterbebett einer alten Frau bittet, die nur noch einige wenige Andeutungen einer lang zurückliegenden Schuld hauchen kann, führen seine Ermittlungen zu einem Prozess um einen vermeintlichen Giftmord, der einst ganz Sizilien bewegte.
Vor allem „Das vierte Geheimnis“ verbindet all das, was die Kunst Camilleris ausmacht: der melancholische Commissario mit seiner stets gespannten, sich meist auf Telefongespräche beschränkenden Beziehung zu seiner Dauerverlobten Livia, seine Liebe zur sizilianischen Küche, die Turbulenzen im Kommissariat mit dem etwas einfältigen Catarella und dem Schürzenjäger Augello, die ständigen Probleme mit dem Polizeipräsidenten und anderen hierarchiebewussten Vorgesetzten. Das alles gewürzt mit einer guten Prise Humor und einer Handlung, die sich nur schleppend offenbart.
Als Appetithäppchen vielleicht noch folgender Anruf Catarellas um drei Uhr morgens:
„Pronto?“ – „Pronti?“ – „Catarè!“ – „Dottori!“ – „Was gibt’s?“ – „Schüsse.“ – „Auf wen?“ – „Auf jemand.“ – „Tot?“ – „Tot.“ Glänzender Dialog ganz nach Art des Dichters Alfieri. „Den verstorbenen Signore, der Gerlando Piccolo heißt, haben sie bei ihm zu Hause erschossen“, fuhr Catarella prosaisch fort.
Dietmar Adam
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