Octavia Butler

Die parabel vom Saemann

SF. Heyne, München. ISBN: 3-453-14896-7

Octavia  Butler: Die parabel vom Saemann

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Octavia Butler ist bekannt für ihre unorthodoxe Sicht auf bekannte SF-Themen, etwa bei der Darstellung der Gentechnik in

ihrer "Xenogenesis"-Trilogie. Auch die "Parabel vom Sämann" konfrontiert uns mit der ungewöhnlichen Sichtweise eines fünfzehnjährigen Mädchens im Kalifornien des Jahres 2024.

Handlung

Lauren Olamina lebt mit ihrer Familie in einer der kleinen, abgeriegelten Enklaven in der Nähe von Los Angeles, die die letzten Reste der Zivilisation gegen umherziehende Banden, Obdachlose, Flüchtlinge verteidigen wollen. Nur die wenigsten Menschen haben noch Arbeit, viele schuften in sklavenmäßiger Abhängigkeit von wenigen Mammutkonzernen. Die ausgelaugten Böden können die Ernährung der Bevölkerung nicht mehr sicherstellen, sauberes Trinkwasser ist rationiert und teuer. Psychodrogen und Waffen machen die Ausgestoßenen extrem gefährlich - das Leben ist ein ewiger Kampf der Besitzlosen gegen die Armen. Polizei und andere staatliche Organisationsstrukturen sind, so sie überhaupt noch existieren, entweder hilflos oder korrupt, in der Regel beides.

In dieser auseinanderfallenden Gesellschaft wächst Lauren auf, befrachtet mit einem vierfachen Makel: sie ist schwarz, sie ist weiblich, sie ist noch fast ein Kind - und sie ist empathisch begabt. Jeder Schmerz, den jemand in ihrer Umgebung erleidet, ist ihr eigener, jeder Wutausbruch macht sie benommen, jeder Freudentaumel überwältigt sie. Aber Lauren hat eine Vision, einen Traum von einer besseren Welt, einer neuen Gesellschaftsordnung, und während der Wahnsinn und die Anarchie auch vor ihrem Dorf nicht haltmachen, erschafft sie Erdensaat, den Verhaltenskodex, das Glaubensbekenntnis dieser neu zu schaffenden Gemeinschaft. In seinem Mittelpunkt steht ein religiöses Credo der besonderen Art: Das einzig Beständige im Universum ist stete Veränderung. "Gott ist Wandel."

Lauren behält ihre Erkenntnisse zunächst für sich; vorsichtige Andeutungen ihrem Vater, einem Priester, gegenüber oder zu ihrer besten Freundin stoßen auf völliges Unverständnis und ablehnende Reaktionen. Lauren weiß, dass sie ihre Heimat verlassen muss, will sie ihre Vision verwirklichen, doch diesen Schritt bringt sie (noch) nicht übers Herz. Doch dann, Lauren ist inzwischen achtzehn, ihr Vater verschollen, ein Bruder von Drogendealern grausam ermordet, wird ihr die Entscheidung abgenommen: Ihre bewachte Enklave wird angegriffen, die Mauern überrannt, die Häuser niedergebrannt, die Bewohner niedergemetzelt.

Zusammen mit zwei weiteren Überlebenden macht sich Lauren auf den Weg nach Norden in der Hoffnung auf Arbeit und einen Platz zum Leben. Die Reise auf den ehemaligen Interstates und Highways ist höllisch gefährlich, die Wahl des richtigen Nachtlagers entscheidend für das Überleben. Inmitten des Flüchtlingsstroms finden sich nach und nach Weggefährten. Ein Pärchen mit einem Baby, eine Mutter mit ihrem Sohn, ein Vater mit seiner Tochter, ein alter Arzt. Sie schließen sich Lauren an, weil eine größere Gruppe mehr Schutz verspricht, und erliegen nach und nach der Faszination von Laurens Vision.

Erdensaat zwingt zum Nachdenken, zum Diskutieren, zur Auseinandersetzung mit dem eigenen (Nicht-) Glauben und mit den beklemmenden Zukunftsaussichten. Lauren predigt nicht, sie erzählt, welche Gedanken sie sich in den letzten Jahren gemacht und welche Schlussfolgerungen sie daraus gezogen hat. Nach einem Vierteljahr Wanderschaft hat die Gruppe diverse bewaffnete Angriffe und Überfälle und einen Feuersturm überlebt und einen Platz nordöstlich von San Francisco erreicht, der Lauren geeignet erscheint. Die Gruppenmitglieder, vor die Wahl gestellt weiterzuziehen oder die erste Erdensaat-Kolonie zu gründen, entschließen sich zu bleiben. Die ersten Samenkörner sind aufgegangen.

Fazit

Octavia Butler verfügt über einen eindringlichen, völlig unprätentiösen Stil, der die Leser packt und emotional berührt. Die lakonische Erzählweise der Ich-Erzählerin steht in starkem Kontrast zu den geschilderten Missständen und erlebten Grausamkeiten und schafft eine wohltuende Distanz sowohl zu den Ereignissen selbst als auch zur "Erdensaat"-Idee. Butler vermeidet es geschickt, diese Idee breit auszuwalzen - ein paar kurze Zeilen zu Beginn jedes Kapitels sind alles, was wir über Laurens Konzept erfahren; sie werden nur durch die Ereignisse der Handlung indirekt mit Leben erfüllt. So bleibt es jedem Leser, jeder Leserin selbst überlassen, sich gedanklich damit auseinanderzusetzen.

"Die Parabel vom Sämann" ist kein leichter Snack zur schnellen Lektüre, kein Actionknaller und trotz aller post-doomsday-Komponenten auch keine düstere Zukunftsvision, sondern in kompakter Form eine Zusammenfassung Butlerscher Glaubenssätze, wie sie in allen ihren Romanen zum Ausdruck kommen, grundsätzlich optimistisch, grundsätzlich lebensbejahend: Menschen werden immer eine Zukunft haben, wenn nicht auf dieser Welt, dann draußen zwischen den Sternen, wenn nicht in dieser Gestalt, dann in einer anderen, besseren oder mit neuen, sensibleren Sinnen ausgestattet. Denn das einzig Beständige im Universum ist die Veränderung!

Ute Perchtold & Michael Matzer (© Dezember 1999 ff.)  

Info: Parabel of the Sower, 1993; 414 Seiten, DM 14,90; aus dem Amerikanischen von Kurt Bracharz






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