John Brunner

Morgenwelt

SF. Heyne, München. 858 Seiten. ISBN: 3-453-16182-3

Kaleidoskop einer aus den Fugen geratenden Welt
John  Brunner: Morgenwelt

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Kaleidoskop

In "Stand On Zanzibar" verwirklichte John Brunner ein gewagtes stilistisches Experiment: die Welt von morgen einzufangen wie in einem Film. Das Experiment gelang zwar meiner Ansicht nach, das Buch wurde auch mit hohen Preisen ausgezeichnet, aber es war kommerziell ein Flop. Lediglich noch "Schafe blicken auf" konnte sich Brunner leisten zu schreiben, dann mußte er schon wieder zur Fließbandarbeit zurückkehren: Abenteuerromane für ein jugendliches Publikum raushauen. "Morgenwelt" ist dagegen ein ernstzunehmender Roman für Erwachsene. "Wenn John Dos Passos Science Fiction geschrieben hätte – ein Buch wie dieses wäre das Eregebnis gewesen." (Washington Post)

Handlung

Das Geschehen des im Jahr 2010 angesiedelten Romans findet in USA und Europa, in Afrika und Asien statt. Facettenartig spiegelt er eine Zukunft wieder, die einige Pluspunkte zu bieten hat: Künstliche Intelligenz und gentechnisch modifizierte Körper etwa, aber leider auch kulturell motivierte Kriege und fanatische Attentäter. Internationale Konzerne können ganze Länder aufkaufen und den Handel mit menschlichen Organen an der Börse notieren lassen.

Donald Hogan ist ein technisch aufgemotzter und grimmig motivierter US-Agent in geheimer Mission in Südostasien. Dort soll er Professor Sugaiguntung, der eine Methode zum Klonen von Soldaten erfunden hat, per U-Boot außer Landes schaffen. Doch leider läuft alles schief: Der Prof stirbt.

Sein Gegenstück im multinationalen Konzern Gerätetreiber ist Norman House, ein aufstrebender Schwarzer. Sein Bröchengeber schickt ihn in das winzige afrikanische Ländchen Beninia (engl. "benign" = wohltätig, gutartig), in dem eine Art Friedens-Gen entdeckt worden sein soll. Auch hier laufen die Dinge unversehens aus dem Ruder.

Dies sind die zwei Haupthandlungsstränge, die "Continuity" (ein Film-Begriff) herstellen. Es gibt noch weitere Nebenhandlungen, aber auch Mini-Kapitel mit "Schlaglichtern" aus den Medien. So ergibt sich aus 118 Kapiteln ein Mosaik, das einen erschütternden Eindruck im Leser hinterläßt.

Fazit

Dies ist eine Zukunft, wie sie unsere Kinder und Enkel noch erleben könnten. Brunner hat sich in vielerlei Hinsicht als Prophet erwiesen. Er hat zwar nicht das Internet vorhergesehen, wohl aber die Macht der Computer und der Gentechnologie, der Regierungen und Konzerne. Und kompromißlos zeigt er auf, daß alle Unternehmungen dieser Täter zum Scheitern verurteilt, weil sie alle das falsche Denken zugrunde legen: Sie alle betrachten die Welt wie auch die Menschen als Objekte und als Mittel zum Zweck statt sich dem Streben nach Erkenntnis, nach Verstehen und Begreifen zu widmen, gehen sie alle den kurzen Weg – in die Irre, ins Verderben. Bereits heute spielt dieses technizistische Denken die erste Geige in der Planung von Unternehmungen, in der Leitung von Konzernen und Staaten. Dieses Denken ist nur einen winzigen Schritt von Zweckentfremdung und geistig-moralischer Vergewaltigung entfernt, wie Brunner aufzeigt. Und allzu oft, ja immer häufiger sind die Täter und ihre Agenten bereit, diesen kleinen Schritt zu tun.

Michael Matzer / michael@matzer.de © 2000ff

Info: Stand On Zanzibar, 1968; Heyne 2000, Nr. 06/8004, München; 858 Seiten, aus dem Englischen übertragen von Horst Pukallus






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