Jan Peter Bremer

Feuersalamander

Roman. Berlin Verlag, ISBN: 3-827-00326-1

Jan Peter  Bremer: Feuersalamander

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'Ich hatte nur eine Idee, ein Mensch.' So beginnt der neue Roman von Jan Peter Bremer, der den Leser schlichtweg einzuatmen droht. Zunächst war die Haltung der Rezensentin gegen die erste Handvoll Seiten verdrossen. Motivsuche, Litanei eines Dichters mit Schreibblockade. Bekannt, oft beschrieben. Aber halt, magisch ist der Strudel, den der Autor nun langsam und wirkungsvoll errichtet. Der Leser wird in die Konfusion um einen Kaffeetrinker in einer Kleinstadt am Fuße irgendwelcher Berge hinein katapultiert. Der Ort ist beliebig. Das Kaffeehaus austauschbar. Ein Schriftsteller, Kaffee trinkend und nach einer Idee schmachtend. Weit weg von zu Hause. Frau und Kind im Stich gelassen. Nicht lange, seit ein, zwei Tagen. Er sucht das Objekt seines zukünftigen Schreibens. Es könnte jeder sein. 'Ich schloß die Augen. Von innen fühlte ich mich hell erleuchtet. Dann öffnete ich die Augen wieder und beugte mich über die Postkarte. 'Mein Freund', schrieb ich, stockte und blickte auf. Ein Betrunkener steuerte auf meinen Tisch zu, klammerte sich mit der Hand an die Lehne des gegenüberliegenden Stuhls und schwankte kurz hin und her. 'Mein Herr', sprach er kurz zu mir hinab, 'ich möchte Sie nicht belästigen. Wir kennen uns nämlich nicht. Trotzdem stehe ich jetzt an Ihrem Tisch. Ich hoffe, das stört Sie nicht.' Ich blickte zu meiner Postkarte hinunter und nahm mir vor, nicht auf ihn einzugehen. 'Mein Herr', fuhr der Betrunkene fort, 'ich sage nur, was ich denke. Die meisten Menschen aber wollen die Wahrheit nicht hören.' Ich nickte und murmelte leise 'ja', doch da ich nichts hinzufügte und auch nicht zu ihm aufsah, hoffte ich, der Betrunkene würde seinen Weg fortsetzen, aber er atmete nur tief durch und sackte jetzt, über die Lehne gebeugt, etwas zu mir hinunter.' Wenige Sätze des Wortwechsels später hat der Betrunkene seinen Mantel abgelegt und bleibt hartnäckig am Tisch des Dichters stehen. Er will wissen, an wen dieser seine auf dem Tisch ausgebreiteten Postkarten zu schreiben gedenkt. ''Sie können mit dem Mantel tun, was Sie wollen', sagte ich. 'Hören Sie mir gut zu, denn nun geht unser Gespräch zu Ende. Ich schreibe eine Postkarte an jemanden, den es nicht gibt, von Dingen, die nie stattgefunden haben.' Bis hierhin ist die Sache noch greifbar. Köstlich, die Abwehrversuche des jüngst aus allen Zwängen befreiten Literaten gegen die trunkene Ignoranz! Doch fortan verdutzen die Geschehnisse den Leser. Was treibt der Kerl? Erst beschimpft er den Betrunkenen, bald stößt er ihn nieder, um ihn gleich darauf seinen Freund zu nennen. 'Mein Freund', flüsterte ich. 'Sie müssen mir alles erzählen. Sie sind ein unglücklicher Mensch... Denken Sie nicht, meine Stimmung sei umgeschlagen', fuhr ich fort. 'Ich war nur bis zu dieser Sekunde blind: erst jetzt erblicke ich in Ihnen den Menschen. Strahlend und liebenswürdig tritt er auf mich zu, und nur das Leben ist an seinem untragbaren Zustand schuld.' Ich schob meine Hände unter seine Achseln. 'Deshalb', sagte ich, 'bitte ich Sie, seien Sie für heute mein Gast. Wenn wir uns erst einmal kennengelernt haben, da bin ich mir sicher, wollen wir uns nie mehr verlassen.' Jan Peter Bremer entwirft nun eine sich bedrohlich verzerrende Handlung. Sein 'Bonsai- Roman', wie er ihn bezeichnet, entwickelt auf nur gut hundert Seiten die prächtigste Dramatik. In die Wattejacke der Alltäglichkeit verpackt, bleckt der Wahnsinn aus den Unterfangen. Bremer hat in seinem vierten Buch eine wundersame Erzählung um Individuen und ihre Abgrenzung geschaffen. Der Schriftsteller wird in den Strudel der von ihm erzeugten menschlichen Nähe hineingezogen und läßt sich trudeln. Die Ereignisse nehmen einen ungewöhnlichen Lauf... Man kann das Buch unmöglich aus der Hand legen und wird danach schmunzelnd durch die Straßen schwirren, versprochen!

Anne Hahn






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