carpe librum - Gregory Benford: Cosm -- Bücher - Schmöker

Gregory Benford

Cosm

Bestseller; SF. Heyne, München. 511 Seiten. 17.90 DM . ISBN: 3-453-17087-3

Die schwarze Göttin und der Mikro-Kosmos

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Die schwarze Göttin

Als Alicia den Supercollider nutzte, hätte sich nicht träumen lassen, deswegen einmal als Gotteslästerin angefeindet zu werden. Alicia ist Experimentalphysikerin in Kalifornien, von schwarzer Hautfarbe und auch noch weiblich - drei Nachteile im von weißen Männern dominierten Wissenschaftsbetrieb. Bei einem schiefgegangenen Experiment im Supercollider erzeugt sie ein Universum im Basketballformat, entführt es an ihre eigene Uni in Irvine und beobachtet es dort.

Wie sich herausstellt, gleich der Cosm, wie sie das Gebilde nennt, unserem eigenen Universum, doch mit dem Unterschied, daß dort die Entwicklung exponentiell schneller voranschreitet - innerhalb von nur 25 Wochen altert es um mehr als 4 Mrd. Jahre! Als die Medien und die Science-Gemeinde Wind von ihrem Cosm-Baby bekommen, gerät die idealistisch-naive "Göttin" in heftige Medien- und Justiz-Turbulenzen. Zum Glück stehen ihr ein sympathischer Physik-Theoretiker und ihr journalistisch tätiger Vater mit Rat und Tat zur Seite. Doch schließlich rückt das FBI an, um sie zur Herausgabe ihres geraubten Cosm zu zwingen. Alicia bleibt nur die Flucht in die Wüste...

Benford schildert packend, scharfsinnig und witzig-ironisch den harten Betrieb an einem Physikinstitut, und auch die Liebe kommt nicht zu kurz - doch er schreckt auch nicht vor der Diskussion der Weiterungen von Alicias Tat zurück: Wenn sie ein Universum schaffen kann, dann kann es jeder! Nun erhebt sich der Mensch also endgültig zum Schöpfergott, lautet der Aufschrei, und an diesem Punkt treten eine Menge religiöse Bedenken auf. Wenn es nur dabei bliebe: Alicia wird von Unbekannten entführt, kann aber entkommen. "Cosm" erinnert in seinem Sujet an Benfords preisgekrönten Roman "Timescape" (dt. "Zeitschaft", zuletzt bei Goldmann).

War damals die Botschaft eine ökologische Warnung aus der Zukunft, so warnt uns Heutige nun "Cosm", was die Wissenschaft im gesellschaftlichen Spannungsfeld in Gang setzen könnte, wenn die Ausbeutung z.B. des Human Genome Project und anderer Gentechnik-Projekte voranschreitet.

Sehr empfehlenswert, wenn man sich nicht an dem Wissenschaftlerjargon stört.

Empfehlenswert ist auch das Nachwort des deutschen Religionswissenschaftlers Linus Hauser, der bereits einen tollen Aufsatz über Frank Herberts "Wüstenplaneten" verfasst hat.

Heyne Verlag, 2000, München, 511 Seiten, DM 17,90, ISBN 3-453-17087-3.

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