Greg Bear

Heimat Mars

SF. Heyne, München. ISBN: 3-453-13309-9

Greg  Bear: Heimat Mars

Dieses Buch Freunden weiterempfehlen.

Dieses Buch kaufen bei Amazon.de

Buy Greg Bear: Heimat Mars at Amazon.com (USA)

Weitere Buchbesprechungen bei Amazon.de.

Der Mars hat Konjunktur zur Zeit, daran besteht kein Zweifel. Und die Pechsträhne der NASA bei ihren Marsmissionen wird die Fantasie von Autoren und Regisseuren eher noch weiter anheizen, man darf also gespannt sein.

Einer der vielen unglaublich voluminösen Romane zum roten Planeten stammt aus der Feder von Greg Bear, der als einer der produktivsten und ideenreichsten SF-Schriftsteller der letzten Jahre gilt und mit HUGO und NEBULA die beiden bedeutendsten Genre-Preise gewinnen konnte.

"Heimat Mars" spielt im 22. Jahrhundert. Unser Nachbarplanet ist besiedelt, und nach den ersten schwierigen Anfangsjahrzehnten fangen die Marsbewohner langsam an, sich vom Gängelband der Mutter Erde zu lösen. Welche Richtung und welche Geschwindigkeit dabei eingeschlagen werden sollen, ist allerdings nicht nur zwischen Erde und Mars, sondern auch bei den unterschiedlichsten Fraktionen auf dem Mars selbst heiß umstritten. Zentralregierung oder lockerer föderaler Bund, verfassunggebende Versammlung, wirtschaftliche Eigenständigkeit, über all das wird hitzig debattiert.

Jeder "Familienverbund" wacht eifersüchtig über seine bisherigen Privilegien, nur wenige sind bereit, für eine einheitliche Lösung einen Teil ihrer Unabhängigkeit aufzugeben. Und über allem hockt mehr oder minder offen drohend der große Bruder Erde, der um seine wirtschaftliche Vormachtstellung im Sonnensystem fürchtet und lieber mit einer Regierung als mit zwanzig Provinzfürsten verhandeln will. Erlebt und geschildert wird das alles aus der Sicht von Casseia Majumdar, einer jungen Marsianerin, die anfangs unbedarft und naiv in die erste bewaffnete Auseinandersetzung zwischen Marsbewohnern gerät und tastend ihren Weg zwischen den Sprengfallen der Politik wie der Liebe finden muss, um im Laufe der Jahre und der Handlung ihren Platz in der Geschichte der Freiheitsbewegung ihres Heimatplaneten einzunehmen.

Nur allmählich wird dem Leser und der Protagonistin dabei klar, dass die beinahe krankhafte Paranoia der Erde nicht mehr mit ihrer Angst vor einem wirtschaftlichen Machtverlust zu erklären ist Vielmehr steht im Mittelpunkt der Auseinandersetzung der Wettlauf von Wissenschaftlern hüben wie drüben zur Erforschung und Nutzbarmachung eines speziellen Konzeptes der Quantenphysik, des sog. "Bell-Paradoxons". Die krude Logik des aus dem Kalten Krieg bestens bekannten Dilemmas führt schließlich zu einer folgenschweren Entscheidung der erst pro forma im Amt befindlichen Marsregierung mit Casseia an der Spitze. Der Blick in den Himmel über dem Mars wird nie mehr der alte sein.

In einem Dilemma der weniger bedrohlichen Art befindet sich auch der Leser, denn der Lesefluss will sich lange Zeit nicht einstellen. Gut die Hälfte des Romans quält man sich durch den zähen Aufbau des Handlungsgerüsts und der handelnden Personen, bevor dann die Ereignisse - nun ja, sich nicht gerade überstürzen, aber doch ins Rollen kommen. Nur bis dahin war man mehr als einmal versucht, frustriert das Handtuch zu werfen. Psychologisch stimmige Charaktere zu entwerfen, ist nicht unbedingt des Autors Paradedisziplin, und vielleicht ist es wirklich naiv, den Menschen in 180 Jahren mehr politische Intelligenz zuzutrauen als heute, aber warum soll Fortschritt und Entwicklung, auch geistige, auf jedem anderen Gebiet stattgefunden haben, nur gerade da nicht?

Eher überzeugen kann da schon das psychologische Profil der Marsianer, die geprägt von einer tendenziell lebensfeindlichen Umwelt naturgemäß eine andere Art zu denken, zu fühlen und zu handeln entwickelt haben. Die Idee von den "Ureinwohnern" des roten Planeten ist fasziniernd und hätte eine bessere Verknüpfung mit der Handlung verdient gehabt. Eine echte Herausforderung für den Leser ist natürlich das quantenpysikalische Herz des Romans, und alle, die davor kapitulieren, mögen Trost aus einem Bonmot des Physik-Nobelpreisträgers Richard Feynman ziehen: "Niemand versteht die Quantentheorie".

Fazit: Eine Straffung hätte dem Roman sehr gut getan, und nur das Faszinosum Mars, das Greg Bear trotz allem sehr gelungen vor unseren Augen ausbreitet, rettet ihn und "Heimat Mars" vor einem Verriss. Nur für Leute mit viel Zeit (Urlaub!) und Geduld zu empfehlen.

Ute Perchtold & Michael Matzer (© Mai 2000 ff.)

Info: Moving Mars, 1993, Heyne, München 1999; 782 Seiten, DM 19,90; aus dem Amerikanischen übersetzt von Usch Kiausch






Bücher neu und gebraucht
bei amazon.de

Suchbegriff:


eBay


Bücher gebraucht oder neu bei booklooker.de
Autor:
Titel:
neu
gebraucht

Ihr Kauf bei unseren Shop-Partnern sichert das Bestehen dieses Angebotes.

Danke.


Weitere Titel von und Rezensionen zu Greg Bear
Weitere Rezensionen in der Kategorie: SF  



Partner-Shop: Amazon.de

Heimat Mars Amazon.de-Shop
Greg Bear: Heimat Mars

Partner-Shop: Amazon.com (USA)

Buy Greg Bear: Heimat Mars at Amazon.com (USA)

carpe librum ist ein Projekt von carpe.com  und © by Sabine und Oliver Gassner, 1998ff.

Das © der Texte liegt bei den Rezensenten.   -   Wir vermitteln Texte in ihrem Auftrag.   -   librum @ carpe.com

Impressum  --  Internet-Programmierung: Martin Hönninger, Karlsruhe  --  19.06.2012