James Graham Ballard

Day of Creation

SF. Grafton, London. ISBN: 0-586-20100-9

James Graham  Ballard: Day of Creation

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Als das Träumen noch geholfen hat

Wie schon in "Die Kristallwelt" und "The Unlimited Dream Company" befindet sich der Leser mit diesem Buch, das nach seinem von Spielberg verfilmten Bestseller "Empire of the Sun" ("Das Reich der Sonne") erschien, wieder in Ballard-Land: Die äußeren Landschaften sind die der Seele und des Bewußtseins und erheben somit keinen Anspruch auf Realismus. "Day of Creation" wurde eine "Phantasmagorie" (Ursula K. le Guin) genannt und eine "metaphysische Abenteuerreise" (Angela Carter).

Handlung

Dr. Mallory trifft in Port-la-Nouvelle ein, irgendwo an den Grenzen zu Tschad und Sudan, im trockenen Sahel. Hier soll er eine Klinik der Weltgesundheitsorganisation WHO leiten. Doch binnen sechs Monaten führt der andauernde Guerillakrieg, der diesen vergessenen Weltwinkel heimsucht, dazu, daß er schließlich keine Patienten mehr hat. Einsam in seinem Wohnwagen, der neben einem ausgetrocknten See steht, träumt er von einem breiten Fluß, einem dritten Nil (neben dem Blauen und dem Weißen), der die Sahara wieder zum Blühen bringt.

Ein Wunder geschieht. Ein Traktor, der den lokalen Flugplatz erweitern soll, räumt einen riesigen Baumstrunk aus dem Weg – und Wasser sprudelt an die Oberfläche. Schon bald wird aus dem Rinnsal eine Flut, und als noch mehr Wasser aus dem Landesinneren kommt, scheint es, als bilde sich eine gewaltige Wasserstraße. Von dem Gedanken besessen, daß dies der erträumte dritte Nil sei, beschließt Mallory dem Strom zu seiner Quelle zu folgen. Seine Suche wird zu einer Odyssee durch und jenseits des Herzens der Finsternis, wie es von Joseph Conrad (d.i. J. Korzeniowski) in seiner Vorlage für den Film "Apocalypse Now" erstmals beschrieben wurde.

Fazit

Der Bürgerkrieg bildet, man kann es bei Ballard kaum anders erwarten, nur eine marginale Rolle. Viel wichtiger ist ihm die psychologische Entwicklung der Hauptfigur Mallory. Wir sitzen sozusagen als Beobachter im fieberträumenden Kopf des ich-Erzählers und kämpfen uns Meile um Meile an die Quelle heran, die Mallory für seine eigene Schöpfung hält. Er wird begleitet von einem wild-zauberhaften Teenager-Mädchen, verfolgt von Regierungssoldaten, Rebellenkämpfern und einer Bootsladung von rachsüchtigen Frauen. Die Wüsten, Dschungel und Lagunen, die er passiert, sind allesamt traumartig: die Landschaft als Seelenzustand, mit geradezu halluzinatorischer Sprachkraft beschrieben.

Was will uns der Dichter damit sagen? Der Roman ließe sich als Allegorie auf den schöpferischen Vorgang lesen, auf das Haßliebe-Verhältnis zwischen Schöpfer und Geschaffenem. Die Suche nach dem Quell des Flusses entspricht auch dem Streben nach dem Ursprung aller Inspiration. Doch auf den letzten Seiten des Buches rinnen die letzten Tropfen des Flusses durch die Finger Mallorys. Sie sind daher besonders traurig. Dennoch gibt es eine leise Hoffnung, daß eines Tages der Fluß wieder strömen wird. Ein tröstliches Buch für alle Künstler und Kreativen.

Michael Matzer / michael@matzer.de © 1999ff

Info: 1987; 254 Seiten






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