J.-G. Ballard

Kriegsfieber

SF. Edition Phantasia, Bellheim. 232 Seiten. ISBN: 3924959412

Klassische Stories von J.G. Ballard
J.-G.  Ballard: Kriegsfieber

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Die Edition Phantasia in Bellheim produziert kleine, gediegen ausgestattete Auflagen von Autoren, die nicht unbedingt zu den einfachsten zählen, so etwa P.K. Dick oder J.G. Ballard. Dadurch erklärt sich der hohe Preis dieser Publikationen. Fragt sich nur, ob sich die Investition auch für den Leser lohnt.

Freunde des Bizarr-makaber-surrealen sind hier genau richtig, und wenn man einen Begriff von Literatur hat, der etwas weiter gefaßt ist als das Handelsübliche hierzulande, so ist man bei Ballard bestens aufgehoben. Da kommt eine Geschichte mitunter als Stichwortverzeichnis, als Tonbandaufzeichnung oder nur in Fußnoten daher, verrät aber genauso viel über ihre Hauptakteure wie eine linear erzählte Story.

Inhalte

Ein Paradebeispiel des Makabren ist die Titelstory. In Beirut herrscht seit Jahrzehnten Bürgerkrieg zwischen den bekannten religiös-politisch-ethnisch verfeindeten Gruppen, und man weiß kaum etwas über die Vorgänge in der Außenwelt, weil die Stadt von einem Ring aus UNO-Truppen abgeriegelt ist. Der junge Milizangehörige Ryan hat eines Tages genug davon zu hassen, sondern kommt auf die Idee, sich einen blauen UNO-Helm aufzusetzen. Auf sein Vorbild hin setzen sich immer mehr Kriegsmüde den Helm auf, und schließlich herrscht ein nicht erklärter Waffenstillstand in der Stand. Man geht wieder in die Disco.

Alles scheint bestens, als plötzlich mehrere Bomben hochgehen, die Mißtrauischen greifen wieder zur Waffe, der Krieg geht weiter. Ryan jedoch wird von der UNO aus der Stadt gebracht, wo er die bittere Wahrheit erfährt: Überall auf der Welt herrscht Frieden, aber ebenso wie man Pesterreger zur Abschreckung unter Verschluß hält, so wird der Virus Krieg in Beirut als abschreckendes Beispiel von der UNO künstlich am Leben gehalten. Die Opfer? Was sind schon ein paar Hunderte gegen die Millionen, die früher in Kriegen starben und wieder sterben würden?

Ryan erschießt seinen Freund von der UNO, der ihm die Wahrheit erzählte. Er wird den Virus Krieg in alle Welt hinaustragen, in eine wehrlose Welt, die das Sterben von Ryans Freunden wissentlich in Kauf genommen hat. Eine diskussionswürdige Entscheidung, finde ich: Wiegt das Wohl der größeren Zahl das Leid des einzelnen bzw. der wenigen auf? Rechtfertigen Experimente an todgeweihten Menschen und an Labortieren das Wohl der restlichen Menschheit, oder ist dieser Preis zu hoch?

Weiteren Zündstoff hat Ballard in scheinbar verrückten, surrealen Geschichten verpackt. Nicht wenige davon handeln von Personen, die der Gesellschaft den Rücken kehren oder sie gar in ihren Grundvorstellungen bekämpfen. Der Mann zum Beispiel, der den ersten Astronauten im All tötete, wollte ihn nicht ums Leben bringen, sondern ihm die Freiheit des freien Fluges schenken... Viele Stories drehen sich um die Raumfahrt und ihre Teilnehmer, die man, wieder zurück, auf der Erde antrifft. Hier denkt Ballard voraus in Bereiche, um die sich die Medien bislang kaum gekümmert haben. Ballard stellt keine Helden auf, sondern entmystifiziert die Teilnehmer, ein Ansatz für die kritische Auseinandersetzung.

Fazit

Ballard liefert keine leichte Lektüre, aber er hat wenigstens etwas mitzuteilen, über das man sprechen sollte.

Michael Matzer (c)1997

Info: War Fever, 1989; 232 Seiten; aus dem Englischen von Joachim Körber






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